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Am Boden bleiben

Foto: Am Boden bleiben

„Ich wische eine halbe Platte, mache Pause, dann wische ich die nächste halbe Platte“, so ähnlich erklärt ein Legionär in einem Asterix-Comic seinem Zenturio seine Arbeitsweise. Beppo der Strassenkehrer in Michael Endes Momo hält es ähnlich, obwohl er asphaltierte Strassen wischt.

In Zeiten wie der unseren entstehen im Eifer rasch einmal hochfliegende Ideen, wie man die Welt verbessern könnte, die Kirchen retten, die Armen zu Reichen machen könnte etc.

Durchatmen, am Boden bleiben. Ich sage mir: Wisch zuerst die Hälfte der ersten Platte, mach Pause, schau den Vögeln zu, und wenn du bereit bist, gehe zur nächsten Platte und wisch wieder nur die halbe.

Da fehlt doch etwas? Die zweite Hälfte der ersten Platte ist noch nicht gewischt. Und das darf auch so bleiben. Die zweiten Hälften können wir gut Gott überlassen. Vielleicht kommt eine Windböe und fegt über die halbe Platte. Vielleicht regnet es auch und Laub und Erdkrümel bleiben an der Platte kleben, bis kleine Lebewesen sich darin eingenistet haben oder Ameisen das Ungewischte als Baumaterial abtransportieren. Oder Kinder spielen mit dem gefallenen Laub.

Wisch zuerst die Hälfte der ersten Platte, mach Pause, schau den Vögeln zu, …

Und vielleicht kommt jemand anderes und macht etwas Unvorstellbares damit. Da lasse ich mich gerne überraschen.

Wir können nur die Hälfte. Bleiben wir dabei! Wischen wir unsere Hälfte und schauen zu, was mit der anderen passiert!

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Verfasst von Simon Pfeiffer

Als ehemaliger Gemeindepfarrer auf der Fachstelle Pädagogisches Handeln, als miterziehender Vater in Teilzeitanstellung, als christlich geprägter Theologe mit Islamwissenschaftsstudium und Germanist mit Vorliebe für Mittelalter, Krimis und Fantasy lese und höre ich vielerlei. Gerne erprobe ich neues Wissen im Dialog. Und sehr gerne denke und spüre ich über Grenzen hinweg. Ich arbeite mit in der Arbeitsgruppe 1 "Inhalt und Botschaft".

1 Kommentar

  1. der frust, dass man immer nur einen teil wischen, nämlich sagen, kann, kann dazu führen, dass man sich auf die platte setzt, bis sie so platt ist, dass sie nicht mehr da ist, und man in die grosse erleuchtung hineinfällt, der, weil sie mehr ist als raum und zeit, die näherbestimmung „gross“ nur bedingt angemessen ist, aber – da raum und zeit im mehr als raum und zeit integriert sind – doch inmitten noch so grosser unangemessenheit mit einer immer noch grösseren angemessenheit angemessen. darin der teil, der das ganze ist und alle, denen er sich mitteilt, so platt macht, dass sie umso mehr da sind. „oh happy day, when jesus washed my sins away!“ (oh glücklicher tag, an dem jesus meine sünden weggewaschen hat!) gibt es andere formen der erlösung von sünde und schuld, davon sie zu tun und von ihnen belastet zu sein? ja, würde ich sagen. eine kirchenreform ist nicht zuletzt die integration dieser anderen formen – das wischen anderer teile – und damit auch die umformung ihrer selbst und, wie ich vermute, auch ihres namens. zufall, dass ich gestern nicht am pc war – und umso mehr jemand anderes die andere hälfte hätte wischen können. und zufall, dass ich auch gerade gestern jemand ein neues notebook mit windows 11 zum ausprobieren gegeben habe, weil seine wiedergbe von ton und bild mich abheben lässt, das auf dem boden bleiben in frage stellt.

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