
Was, wenn Jesus nach der Kreuzigung gar nicht wirklich auferstanden ist? Wenn die Jüngerinnen und Jünger bloss ihre Wünsche und Fantasien zur neuen Realität erklärt haben? Wenn sie eine Geschichte erzählt haben, die mehr mit ihren subjektiven Gefühlswelten als mit der äusseren Welt zu tun hatte?
Man kann heute vieles, was in der Bibel geschrieben steht als Mythos oder gar Fiktion auslegen. Müsste nicht gerade in Kirchen heftig darüber diskutiert werden, statt mit angeblicher Toleranz so zu tun, wie wenn jede:r glauben könne, was er:sie für richtig hält? Und trotzdem heimlich zu denken, die anderen seien Ungläubige?
Die Auferstehung Christi gilt als das Kernstück christlicher Tradition.
Die Auferstehungsgeschichten werden bisher noch eher geschont. Die Auferstehung Christi gilt als das Kernstück christlicher Tradition. Was glaubt ein Christ oder eine Christin, wenn er oder sie nicht an die Auferstehung glaubt oder sie in Frage stellt?
Für mich sind Auferstehungsgeschichten, gute, wirkmächtige Geschichten. Sie haben hinter den Worten glaubwürdig eine starke Überzeugung übermittelt, dass Leben im Zeichen der Liebe stärker ist als alles. Dass Liebe über den körperlichen Tod eines Menschen hinaus wirksam ist und bleibt.
Auferstehung kann meiner Meinung nach erlebbar werden, wenn jemand wie Jesus viel Liebe geteilt und erfahren hat. Und Auferstehung kann auch heute gelebt werden und ist keineswegs ein einmaliges Ereignis.
Ob das Grab wirklich leer war, ist mir eigentlich egal.
Statt der Einstiegsfrage „Was, wenn Jesus nach der Kreuzigung gar nicht wirklich auferstanden ist?“ könnte man doch genauso gut die Frage stellen „Was, wenn Jesus sich gar nicht erniedrigt hätte und somit nicht Mensch geworden wäre?“. Dann hätte der Heilige Geist auch nicht auf die Erde unter die Menschen aller Völker kommen können, denn der alte Bund hätte weiter existiert. Ebenso hätte der Heilige Geist nicht kommen können, wenn der Herr Jesus Christus nicht auferstanden und in den Himmel gefahren wäre. Demzufolge auch kein Evangelium!
Mit „Auferstehung“ drückt die Bibel das Menschenunmögliche aus, dass ein erwiesenermassen toter Mensch durch ein Wort des Herrn Zebaoth wieder lebendig wird mit einem anderen als dem irdischen Leib, nämlich dem andersartigen Auferstehungsleib. Weshalb wohl erkannte Maria den auferstanden Herrn Jesus zuerst als Gärtner? Somit kann auch eine Nahtoderfahrung nicht mit einer Auferstehung gleichgestellt werden. Denn der Herr Jesus Christus musste sterben, sonst hätte er niemals das stellvertretende vollkommene Opfer für uns Sünderinnen und Sünder erbringen können. Oder hatten die unvollkommenen Opfertiere im Alten Bund auch Nahtoderfahrungen?
Das leere Grab am Sonntagmorgen ist ein Teil der nichtreduzierbaren Komplexität des Heilsgeschehens des lebendigen Gottes, ein in der Menschheitsgeschichte einmaliges und somit nicht wiederholbares Ereignis. Wozu auch?
Lassen wir uns so nicht von einer Geschichte gefangen nehmen?
Für mich ist Gott zunächst Liebe, und dann unfassbar weil bei jedem Atemzug neu zu entdecken. Gott ist grösser als alles, was Menschen je denken können. Und ich glaube nicht, dass Menschen Gott irgendetwas in den Weg stellen können, ausser sie radieren sich selber aus und unzählige Lebensformen dazu.
Andererseits glaube ich nicht, dass Gott eine wunderbare Welt schafft und dann ihre Gesetzmässigkeiten und ihr feines Gewebe zerreist für irgendwelche Rettungsaktionen.
Der Clou an der Auferstehungsgeschichte ist für mich nicht, dass wir nach dem Tod ein neues Leben bekommen, sondern dass unser Leben über seine körperlichen und zeitlichen Grenzen hinaus wirkt, wenn es in Liebe verschenkt wird, wobei das auf vielfältige Art auch ohne blutiges Ende geschehen kann.
Wichtiger als der Wortlaut dieser Geschichten ist für mich das Gefühl, das sie transportieren und die Haltung, die sie ermöglichen. Auferstehungsgeschichten sind für mich Befreiungs- und Mutgeschichten.
Der Herr der Heerscharen ist nicht zunächst Liebe sondern heilig, also abgesondert von uns Menschen und der gesamten universellen Schöpfung. Ja, er ist Liebe und Güte und Gerechtigkeit und Gnade und Zorn, ohne Reihenfolge, alles gleichzeitig. Und trotz unserer Beschränktheit fassbar: Dazu schenkte er uns die Schöpfung, seinen Sohn Jesus sowie die Bibel.
Die durch den Herrn Jesus erschaffene Welt war „sehr gut“, also wunderbarer als wunderbar. Doch nur bis zum Sündenfall und der Vertreibung der ersten beiden Menschen aus dem Paradies. Obwohl mir immer wieder ein „Wunderbar!“ über die Lippen rutscht, sei es durch das Wetter, einen See, eine schöne Pflanzen, einen geheilten Menschen,… ist mir dennoch immer bewusst, dass es nur ein beschränktes „Wunderbar“ ist.
Was geschah mit dem zusammen mit dem Herrn Jesus gekreuzigten Schächer? Hatte dieser auch sein Leben in Liebe verschenkt, so wie derjenige, den er um Hilfe bat? Wieviel verschenkte Liebe hatte dieser vorzuweisen im Gegensatz zum anderen Schächer?
Dann ist Gott für uns vielleicht nicht dasselbe, oder wir machen mindestens total gegensätzliche Erfahrungen mit Gott. Wenn wir so verschieden an Gott glauben, wäre die Frage, wer von uns glaubt an Gott und wer an Nicht-Gott?
Die Welt ist von Gott geschaffen und sehr gut, auch heute. Bloss tun Menschen gerade alles Erdenkliche, um das Leben auf diesem wunderbaren Planeten um Jahrmillionen zurückzuwerfen. Alle 7 Minuten stirbt eine Art aus, eine von Gott geschaffene Lebensform, für immer.
Gott lässt sich für mich nicht fassen, weil Gott für mich wie Atem und Ruf ist. Und als pulsierender Lebensatem, im Schöpfungslied Gen 1 zuerst über der Urflut und dann als Lebensodem in allem, was da lebt, ist Gott in allem Lebendigen spürbar. Kein Lebewesen ist ganz Gott, aber von göttlichem Lebensatem getragen, gedehnt und irgendwann wieder verlassen.
Mit Gott als heilig und getrennt von allen Lebenserfahrungen und allem Körperlichen kann ich persönlich nichts anfangen. Leben ist heilig, weil Gott darin Materie wird, Materie formt, sich in Lebendigem verkörpert. So wie in Jesus als Mensch. So wie in Hungernden, Durstigen, Fremden, Nackten, Kranken, Gefangenen. Und da können wir gemeinsam sagen, Gott wird fassbar, ja, berührbar. Gott berührt uns. Bloss sage ich dann: Nicht in der Vergangenheit, sondern jetzt. Und möglicherweise in allem was lebt. Und immer wieder neu.
der knackpunkt ist, dass bei Ihnen die verstorbenen leer ausgehen. liebe heisst alles in allem (1kor 15.28). diese alles verändernde vereinigung von allem mit allem, einer menschlichen person vergleichbar, die ist, sich bewegt, etwas macht, existiert, offenbart sich uns in teilerkenntnissen (13.9-12), zb reduziert auf worte wie auferweckung, vor oder nach – die wir aber nicht noch einmal reduzieren sollten, weil wir damit dem vollkommenen, das uns durch das unvollkommene oder sein abgetanwerden eine erfahrung vermitteln will, tatsächlich etwas in den weg stellen. zeitweilig, denn auch der tod kann bis zuletzt nicht im weg sein, die überwindung jeder trennung. das nach ist im vor, das vor im nach. das nach ist das vor, das vor das nach. weder vor noch nach. so befreit uns das sich selbst offenbarende wort, zb als geschichte, aus der gefangenschaft in raum und zeit, aus dem vor und nach raster. einem schwerkranken möchte ich nicht sagen müssen, er dürfe eine millionenteure behandlung nicht machen lassen. können wir ihm aber vermitteln, dass das nicht notwendig ist, weil seine not und die anderer anders gewendet wird, sehe ich darin eine befreiungsgeschichte. eben war in der „sternstunde philosophie“ zu hören, nach quantentheorie könne ein partikel an zwei orten gleichzeitig, ja überall sein. dann scheint es also doch so zu sein, wie peter roth, bezeichnenderweise ein musiker, in den „perspektiven“ mal darlegte: die quantentheorie sage, alles sei gleichzeitig. was dann wohl auch heisst gleichörtig. immer und überall. oder eben „alles in allem“, das letzte wort des neuen testaments. man kann es vielleicht auch so interpretieren, dass es sagt: das alles, was der sohn war, ist jetzt der vater zu dem hinzu, was er sonst schon war. aber ich finde, alles heisst hier überhaupt alles. das wort hat paulus meines wissens aus der stoa übernommen. kirchenreform ist auch ein beitrag zu reform des verhältnisses der wissenschaften und – wenn mir erlaubt ist, etwas so grenzwertiges zu sagen – zur reform des gesundheitswesens und der reduktion der krankenkassenprämien, mit denen viele nur wenig fertig werden.
mir gefällt Ihr wort „nichtreduzierbar“ oder irreduzibel, wie in philosophischer sprache gesagt wird. wenn Sie meine(n) kommentar(e) nochmal lesen, wird Ihnen vielleicht deutlich, dass ich gerade wert darauf lege, das zu repektieren. gott ist, von unserer tradition her gesehen, von ewigkeit her, dh schon bevor die welt geschaffen wurde, die vereinigung von vater, sohn und geist. liebe. die schöpfung wird dann dem vater zugeordnet, zugeeignet (appropriiert), der sohn und der geist sind aber daran beteiligt. sühne verstehe ich nicht so, dass der sohn dem beleidigten vater an unserer stelle sich selbst als das opfer darbringt, das dieser zur genugtuung braucht, sondern dass er an unserer stelle vom zorn des vaters getroffen wird, was uns die alternative todestrafe ermöglicht, indem wir mit ihm sterben und in einem von grund auf erneuerten leben wandeln. hätten das oder eine analogie alle verstanden, hätten wir frieden auf erden. aber ich stimme Ihnen zu, dass der beitrag, den wir hier besprechen, zu sehr in die richtung geht, dass wir eine leistung erbringen und vorweisen können müssen. auferweckt wird nach 1kor 15.44 ein soma pneumatikon. das kann man nicht übersetzten, aber verstehen. durch diesen älteren text von paulus erweisen sich die auferstehungsgeschichten der evangelien meiner meinung nach als geschichten, die mit der botschaft von der auferweckung übereinstimmen, aber nicht im gewöhnlichen sinne historisch sind. den auferstandenen konnte frau*man nicht im alltäglichen sinn sehen. in 1kor 15.28 wird die vereinigung von vater, sohn und geist zur vereinigung von allem. das eröffnet die anerkennung der gender- und diversitätsdiskussion und von analogien zu auferweckung und sühne in anderen religionen und nicht-religionen, führt aber nicht zur reduktion, zb auf den anthropologischen gesichtspunkt, der aber in aller ruhe herausgearbeitet werden darf. es freut mich, dass Sie sich an der diskussion beteiligt haben und bleibe mit Ihnen verbunden in der einsicht: das geheimnis besteht darin, das geheimnis nicht zu reduzieren.
die dabei waren, kamen zum eindruck, dass jesus noch etwas anderes erfahren hat als folter, verlassenheit und tod. heute sprechen wir von der „nahtoderfahrung“, die als erleuchtung bis weit ins leben hineinreichen kann. dissoziation als assoziation. der schwerverletzte physische körper wird nicht mehr wahrgenommen – dafür eine wunderbare erfahrung, die die dabei waren mit dem vorgegebenen wort „auferweckung“ interpretierten. „die auferstehung leben“, das klingt in meinen ohren nach imperativ und kommt deswegen in meinen augen als alternative nicht in frage. es stellt sich die frage: kann ich das? diese frage stellt sich aber gerade nicht. andererseits sind dissoziation und assoziation verifizierbar und falsifizierbar, „auferstehung glauben“ damit in frage gestellt. wie das leben, ist auch ein moment ewig, mehr als raum und zeit. dass eine bestimmte person auferweckt wird und auch etwas davon hat, geht dabei nicht verloren.