
verfasst von Benjamin Rodriguez Weber
Der Human-ethische Verband Norwegens (Human-Etisk Forbund) bietet – als Alternative zur kirchlichen Konfirmation – eine säkulare Variante des Übergangsritus von der Jugend ins Erwachsenenalter an: die «humanistische Konfirmation». Im obligatorischen Vorbereitungskurs stehen die Themen Menschenrechte, kritisches Denken, Humanismus und Lebensanschauung, Identität und Ethik im Zentrum. Die Jugendlichen sollen lernen, eigene Erfahrungen, Entscheidungen, Werte und Handlungen zu reflektieren, Dinge aus der Perspektive anderer zu sehen und kritisch zu denken. Während die Zahl kirchlicher Konfirmationen in Norwegen seit langem rückläufig ist, steigt die Nachfrage nach «humanistischen Konfirmationen» von Jahr zu Jahr an. Gemäss Wikipedia nahmen im Jahre 2017 etwa 17% aller norwegischen Jugendlichen im Konfirmationsalter an der «humanistischen Konfirmation» teil.
Was in Norwegen schon jahrzehntelange Tradition hat, überraschte mich trotzdem: Die christliche und die säkulare Konfirmation werden als ebenbürtige, ja fast austauschbare Optionen, angesehen. Dass für die säkulare Jugendfeier dabei auch der Begriff «Konfirmation» verwendet wird, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Fand man keine bessere Bezeichnung dafür, als diesen religiös-christlich geprägten Begriff?
Im Zusammenhang mit der Kirchenreform 26/30 werde ich nachdenklich. Die Gefahr ist real, dass man im Zuge der Zukunftstauglichkeit kirchliche Praktiken, Riten und Feiern säkularisiert, um sie «niederschwelliger» und «anschlussfähiger» zu machen. Oder umgekehrt: dass die Kirche säkulare Angebote kopiert, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben. Am Extrembeispiel veranschaulicht: Der Konfirmationsunterricht beschränkt sich auf die ethische Bildung und Einübung der Selbstreflexion der Jugendlichen und nicht mehr auf die Vermittlung von Glaubenswissen.
Meine Beobachtungen sind nicht neu. Wir sind auch nicht die erste Kirche, die sich in der Geschichte der Christenheit dieser Herausforderung stellen muss. Es zeigt jedoch auf, wie wichtig es ist, alle Diskussionen und Entscheidungen in den verschiedenen Arbeits- und Themenbereichen am Zentrum zu messen: dem Inhalt und der Botschaft.
verfasst von Benjamin Rodriguez Weber, Pfarrer Reformierte Kirchgemeinde Uerkheim
Diskutieren Sie mit! Sind säkulare Rituale eine Konkurrenz für kirchliche Kasualien? Wie sollte die Kirche darauf reagieren: mit Anpassung an den Trend zur Säkularisierung oder mit Abgrenzung?
Sehr geehrter Herr Barrer
Wer sagt Ihnen und uns, was in der in sich selbst extrem widersprüchlichen Bibel „Gottes Wort“ ist und was menschliche Zutat? – Wenn wir schon die Bibel zitieren, erinnern wir uns doch an Jesu Wort: „Nicht die, welche Herr, Herr rufen, sondern die, welche den Willen meines himmlischen Vaters tun……“ Und unter diesen gab und gibt es immer auch Agnostiker, Atheisten und Anhänger anderer Religionen.
wenn im vorbereitungskurs zur humanistischen konfirmation „kritisches denken“ praktiziert wird, kommen die jungen leute wohl bald auf die frage, was humanismus und ethik zum thema tod sagen können. dabei wird bei ihnen wohl aktuell, etwas auch „aus der perspektive anderer“ zu sehen. und wir sehen umgekehrt aus ihrer perspektive. beide am besten im gedanken an die drei worte „alles in allem“. (1kor 15.28)
Ich würde meine Kinder wohl auch humanistisch konfirmieren lassen, wenn sie das wünschen. Dass wir Christ:innen so anders sein sollen als alle anderen, etwas Besonderes, Auserwählte gar, halte ich für gefährliche Verblendung. Was hat „christliche Lehre“ den Menschen wirklich gebracht, ausser dass ihnen Hüte aufgesetzt werden, die ihnen nicht passen, dass sie sich verbiegen, weil sie irgendwie „heilig“ sein wollen und dabei Missbrauch treiben an sich selber, an Schutzbedürftigen inklusive allen nichtmenschlichen Geschöpfen?
Wenn Jesus etwas Besonderes war und etwas getan hat, was wir ihm nachleben sollten, ist es, das Zugehen auf andere. Auf Zöllner, Prostituierte, Andersgläubige, Aussätzige. Nicht, um sie reinzuwaschen, sondern um ihnen auf Augenhöhe zu begegnen, zuzuhören, vielleicht ihnen etwas zu geben und wahrscheinlich auch von ihnen etwas zu empfangen.
Warum nicht Kontakt und Austausch suchen mit Menschengruppen, die sich zu „kirchenverwandten“ Themen anders organisieren? „Wer nicht gegen mich ist, ist für mich,“ habe auch mal einer gesagt. Vielleicht könnte man auch gewisse Dinge gemeinsam tun?
Ihrem Beitrag kann ich nur voll und ganz zustimmen!
Mit der „Alleinseligmacherei“ der eigenen Religion oder gar der eignen Konzession erleidet das Christentum einen immensen Schaden!
-Warum wohl ist der Protagonist des wohl bekanntesten Gleichnisses in der Bibel – der barmherzige Samariter – eben gerade NICHT ein frommer, „rechtgläubiger“ Jude sondern ein Samaritaner, einer Gruppe die von den „frommen“ Juden als Zweitklassmenschen angesehen wurden?
Alles was „humanistisch“ daherkommt, was als humanistisch bezeichnet wird, ist ein Götze: Der Mensch stellt sich als das höchste Wesen über alles, also auch über den Herrn Zebaboth, und fällt dadurch in den Graben der Antichristen, die sich und ihre Umwelt selber nach eigenem Gusto definierien. Jede Kirchgemeinde sollte sich daher umso schärfer (Hebr 4,12) davon absondern (Mt 3,12; Lk 3,17) und sich tunlichst davor schützen, mit «niederschwelligen» und «anschlussfähigen» Programmen „Marktanteile“ zu gewinnen. Denn unser Herr und Gott ist ein eifernder Gott (Joh 2,17). Wie sollten wir der lüsternen Gesellschaft gehorchen? (Jak 1,22-25)