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Blick von unten

Foto: Blick von unten

Die Welt steht kopf. Wenn ich schon nur den Wetterbericht anschaue, geschweige denn die Tagesnews, kann ich mir nicht vorstellen, dass da oben irgend jemand regiert. Regierende und Staatsoberhäupter weltweit scheinen vom Wahnsinn geschlagen, der zügellosen Gier nach Macht verfallen und fernab von Taten, worauf sich die Leute in ihrem Alltag verlassen könnten, ausser einer täglichen Dosis von Lüge und Verachtung. Und dies auch mit dem Segen von Kirchenmännern, ob orthodox, charismatisch oder evangelikal.

Halte ich es aus, selbst einmal von unten zu schauen?

Wenn die Welt den Kopfstand probt, muss man vielleicht einmal von unten schauen. Möglicherweise stehe ja ich verkehrt. Halte ich es aus, selbst einmal von unten zu schauen? Durch die Augen von Vertriebenen und Geflüchteten, von Armutbetroffenen, von wegen Abtreibung oder Fehlgeburt kriminalisierten Frauen, von Menschen mit Erschöpfungsdepression, durch die Augen von Kriegswitwen, von Bauernfamilien in Dürregegenden, durch die Augen von Kindern, denen mit Waffengewalt Freunde, Kindheit und Zukunft geraubt werden?
Vielleicht auch durch die Augen von Kopffüsslern im zunehmend sauren und überfischten Ozean oder durch die Wurzelenden von Bäumen in Böden mit immer weniger Kleinstlebewesen.

Was geht in mir vor, wenn ich die Welt so von unten betrachte? Von unter der Armutsgrenze oder unter der Last von Care-Arbeit, von unter dem Meeresspiegel oder unter dem Boden?

Es heisst, Gott sei als verletzliches Kind in einem Kleinviehunterstand zur Welt gekommen. Ganz unten.
Wie berührt mich das?

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Verfasst von Simon Pfeiffer

Als ehemaliger Gemeindepfarrer auf der Fachstelle Pädagogisches Handeln, als miterziehender Vater in Teilzeitanstellung, als christlich geprägter Theologe mit Islamwissenschaftsstudium und Germanist mit Vorliebe für Mittelalter, Krimis und Fantasy lese und höre ich vielerlei. Gerne erprobe ich neues Wissen im Dialog. Und sehr gerne denke und spüre ich über Grenzen hinweg. Ich arbeite mit in der Arbeitsgruppe 1 "Inhalt und Botschaft".

2 Kommentare

  1. „Es heisst, Gott sei als verletzliches Kind in einem Kleinviehunterstand zur Welt gekommen. Ganz unten.“ das war noch nicht ganz unten. erst im grausamen tod zuunterst.

    • ganz zuunterst ist erst der auferstandene. mit allen verstorbenen verstorben. er verliert seine vergangenheit nicht. wird jemand noch weiter hinabgeworfen, geht er dorthin und erfüllt von da her alles mit seiner gegenwart. so und noch anders entsteht die vereinigung von allem, hinter die er einen schritt zurücktritt, weil sie nicht nur sein werk ist – kurz gesagt: auch der grashalm wirkt mit – , er kann sie aber repräsentieren.

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