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Die ganze Welt

Foto: Die ganze Welt

Wir müssten die ganze Welt zum Herrn Jesus führen. Das Evangelium müsse auf der ganzen Welt in allen Sprachen gepredigt werden, damit der strahlende Messias auf die Erde zurückkehre und eine neue Zeit anbrechen kann.

Wer kennt nicht solche Vorstellungen aus dem Mund von Menschen, die sich selbst gerne als Christen bezeichnen? Dazu gehören auch finanzstarke Grosskirchen aus den USA, die mit viel Geld und Eifer missionieren, sich vehement gegen Abtreibung, gegen Homoehe, gegen Migration und Islamisierung einsetzen. Aufrüsten für den Endkampf?

Was, wenn die frohe Kunde von der Liebe Gottes schon längst in die ganze Welt hinaus gelangt ist? Durch Menschen, die anderen Menschen die Hand gereicht haben? Die Fremde bedingungslos aufgenommen haben, als sie es brauchten? Die anderen zuhören, anstatt sie zu verurteilen? Die göttliche Liebe gelebt haben, ohne fromme Worte von sich zu geben? Die Kindern staunend zuhören, wenn sie ihre eigenen Vorstellungen von Gott und der Welt spielerisch ordnen? Bei denen Frauen die Zügel in die Hand nehmen dürfen und Männer nicht Helden spielen müssen? Bei denen auch Platz ist für überraschend andersartige Menschen und Lebewesen?

Für mich muss Kirche weltweit sein, nur begrenzt durch die zarte Wolkenschicht um unseren Planeten.

Für mich muss Kirche weltweit sein, nur begrenzt durch die zarte Wolkenschicht um unseren Planeten. Für mich muss Kirche bedingungslos offen sein für alle die kommen und gehen wollen. Und für mich muss Kirche ein Ort sein, wo Liebe spürbar ist.

Die Welt braucht keine Kirchenmauern, um als Ganzes Kirche zu sein.

 

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Verfasst von Simon Pfeiffer

Als ehemaliger Gemeindepfarrer auf der Fachstelle Pädagogisches Handeln, als miterziehender Vater in Teilzeitanstellung, als christlich geprägter Theologe mit Islamwissenschaftsstudium und Germanist mit Vorliebe für Mittelalter, Krimis und Fantasy lese und höre ich vielerlei. Gerne erprobe ich neues Wissen im Dialog. Und sehr gerne denke und spüre ich über Grenzen hinweg. Ich arbeite mit in der Arbeitsgruppe 1 "Inhalt und Botschaft".

6 Kommentare

    • Danke, Herr Vogt.
      Ein schönes Beispiel. Was, wenn wir dann einfach sagen würden, das sei für uns so, wie wenn sie in der Liebe Gottes gehandelt hätten?
      Und dann könnten wir fragen, wie das bei ihnen ankommt, wenn wir das so sagen.

      • es gibt die auffassung, dass gott eine erfindung des menschen sei, und der glaube ein tun als ob (zb als ob gott von sich aus existieren würde). darum würde ich nicht sagen „wie wenn“. es ginge ja darum zu sagen, dass sie tatsächlich in dieser liebe gehandelt haben. aber soweit stimme ich zu, und das wollen Sie vielleicht auch sagen: es ginge darum, deutlich zu machen, dass es von denen her, die an gott glauben, so aussieht. dann möchte ich noch etwas sagen zu den weit offenen türen: die kirche ist nicht zuletzt für die schwachen. zu weit offene türen bergen das risiko, dass starke hereinkommen und die macht übernehmen. und das zuungunsten der schwachen – die zb darin stark sind (2kor 12.10), dass sie so etwas nicht tun würden. wir haben bereits und vielleicht schon immer dieses problem. wer kommt in den medien dran? die schönen. wer treibt die digitalisierung voran? die netflixfreaks, die in schrift, tradition und ihrer weiterentwicklung nicht immer bewandert sind. wir kommen allmählich ins gespräch. das freut mich. wir beide zb haben wohl eine je andere auffassung von kirchenreform. „leben in der gegenwart“, „loslassen“. . . das sind für mich trendbegriffe. einerseits gehören sie gerade deswegen in eine reform, andererseits: für meine auffasung ist spezifisch „zurück zu den quellen“, was auch heisst, ausgraben, was bisher nicht entdeckt worden ist. zb mk 10.30: was ihr nicht habt, habt ihr hundertfach. für das individuelle klimapolitische leben interessant. etc. wie ich es dargestellt habe. eigentlich wollte ich ja aufhören. aber „loslassen“ geht nicht immer – und soll auch nicht immer sein. „die hände über dem abgrund loslassen“, sagt meister hakuin. als anweisung ist für den zen-weg, von mir aus. sonst vielleicht besser nicht. . .

      • Gerade die Angst von Schwächeren vo zuviel Offenheit verstehe ich gut. Ich habe aber die Hoffnung, dass viele Schwächere ein paar laute Polteri integrieren können.

    • Lieber Hans, danke für dieses Feedback. Es freut mich, dass du mit meinen Gedankenpirouetten etwas anfangen kannst und sogar Weisheit darin findest. Magst du meine Gedankenskizze in eigenen Worten noch etwas weiterspinnen?
      Die Blogbeiträge sind ja als Gesprächsanregung gedacht. Ich würde mich sehr freuen, wenn Ansätze zu Gesprächen auch hier in den Kommentaren sichtbar würden. Weiterdenken, gegen den Strich bürsten, Einsprachen – alles ist willkommen. Vielleicht dürfen Theolog:innen hier den Tanz eröffnen, bevor sich andere auch wagen. Druckfertiges und Predigtreifes muss es ja nicht sein.

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