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Transparente Kirche

Foto: Transparente Kirche

Verfasst von Martin Kuse.

Auf die «Doorkijkkerkje» (deutsch etwa «Durch-Guck-Kirche») bin ich in den Sommerferien in Belgien gestossen: eine Metallplastik aus 100 zugeschnittenen Stahlplatten, die mit Abstandhaltern übereinandergeschichtet wurden. Je nach Blickwinkel wirkt sie kompakt oder luftig, gar durchsichtig.

Mich hat die Skulptur begeistert und ins Nachdenken gebracht. Eine Kirche, die gleichzeitig Geborgenheit, Schutz und grosse Offenheit bietet! Eine transparente Kirche, durch die der Windhauch des Lebens weht. Eine Kirche, die nicht einen Gegensatz darstellt zur Welt, sondern der die Welt durch alle Ritzen dringt, sie durchdringt – und die doch in dieser Welt einen eigenen, besonderen Raum andeutet. Eine Kirche, die birgt, ohne zu verbergen.

Die Erbauer gaben der Skulptur den Namen «Reading between the lines» – für mich verstehbar als dreifacher Hinweis: Die Kirche als Körperschaft ist eingebettet in ein Umfeld; die biblischen Texte als ihre Grundlage stehen in Bezug zum Rundherum (zu ihren Autoren, ihrer Umwelt und zu den Lesern zu allen Zeiten) – und der Mensch an sich mit seinem Innenleben, das geprägt und berührt, manchmal auch bedroht wird durch das Aussen. Kontextualisierung auf allen Ebenen! So muss es sein, so lebt der Mensch, der Text, die Kirche, und das Licht leuchtet hindurch. Wundervoll!

Martin Kuse, Pfarrer der Kirchgemeinde Holderbank-Möriken-Wildegg und Dekan des Dekanats Lenzburg.

Diskutieren Sie mit: Wo muss Kirche durchlässiger für die Welt werden? Welche Grenzen braucht die Kirche, um Geborgenheit zu schenken?

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Eingestellt von Informationsdienst der Landeskirche

Der Informationsdienst der Landeskirche, Claudia Daniel-Siebenmann und Barbara Laurent, leiten und administrieren den Blog der Reformierten Landeskirche Aargau.

1 Kommentare

  1. die durchlässigkeit der kirche beruht, finde ich, auf der transparenz des wortes „gott“ für die drei worte „alles in allem“ aus 1kor 15.28, das letzte wort des neuen testaments, wie ich es nenne. die vereinigung von allem. als werden und sein der vollkommene ausdruck der liebe. eine textstelle, die von der tradition meiner meinung nach gerne umgangen wird, weil darin die zweiheit von ursprung und entsprungenem aufgehoben ist. verneint. aber auch bewahrt. die grenze wäre dann da, wo gesagt würde, die dem letzten wort vorangehenden worte hätten keine bedeutung, wo die personähnlichkeit des mehr als person seienden verdrängt und nicht gesehen würde, dass die vereinigung von allem in der verwandlung von tod in leben begründet ist. paulus hat die drei worte wörtlich oder sinngemäss aus der stoa: das einzelne aus dem ganzen. etwas, woran die ökologie auch die theologie erinnert – obschon sie es selber wüsste. alles in allem. alles aus allem. in allem alles. alles alles. die mehr als raum und zeit seiende, alles durchdringende erleuchtung, aus der uns sternschnuppen zufallen, die uns den wunsch erlauben, sie vollkommen zu erfahren und damit nicht zu gefährden.

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