Anlässlich des Pfarr- & Diakonatskapitels, wo die Berufsbilder ein wichtiges Thema waren, richten sich die Fragen des Monats an das Pfarramt:
- Apostel, Prophet, Evangelist, Hirte oder Lehrer: wo würden Sie sich am ehesten zuordnen?
- Zeit, Budget, Rahmenbedingungen oder Mitarbeitende: wodurch wird Ihr Engagement am meisten eingeschränkt?
- In welche Richtung hat sich Ihre theologische Position im Laufe Ihrer Amtsdauer verändert? Was war der Auslöser?
- Projektionen, Anforderungen und Ansprüche an die eigene Person: wo und wie grenzen Sie sich ab?
- Leiten oder sich leiten lassen: wo übernehmen Sie eine Führungsrolle, wo lassen Sie anderen den Vortritt? Warum?
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1. Natürlich steckt im Pfarramt von allen Rollen etwas. Ich sehe mich persönlich am ehesten als Hirte, weil mir die Seelsorge wichtig ist. Aber natürlich bin ich in der Jugendarbeit auch Lehrer und Evangelist, in der Gemeindeleitung auch Apostel, in der Öffentlichkeitsarbeit und in der Predigt auch Lehrer und Prophet.
2. Die Mitarbeitenden schränken mich überhaupt nicht ein – vielmehr bin ich in der glücklichen Lage, mit allen im Team gerne und in sehr offenem Geist zusammenzuarbeiten und Gemeinde zu entwickeln. Der Druck kommt vom alltäglichen Workflow, dem immer weniger zeitliche und materielle Ressourcen gegenüberstehen. Es ist halt nicht so, dass die pfarramtlichen Aufgaben linear mit den Mitgliederzahlen zurückgehen. Eine wichtige Aufgabe scheint mir, dass wir uns unter den Alltagserfordernissen des Pfarramts irgendwie hervorgraben können zu Freiräumen, in denen wir auch das Neue, Strategische denken und entwickeln, ausprobieren können. Und dass wir wissen, wie unsere Präsenz, unser Aufwand im digitalen Raum der neuen Medien aussehen soll.
3. Meine theologische Position ist unvermindert liberal, und diese offene, liberale Haltung hat sich im Laufe der Jahre akzentuiert, gerade z.b. auch in der Diversitätsdebatte. Die zentralen Wahrheiten werden immer weniger und immer einfacher. Gott ist die Liebe, und Jesus lehrt uns die radikale Gnade, nicht das Urteilen. Das gründet sich auf die Einsicht, dass der Mensch immer wichtiger ist als das Dogma, gemäss der jesuanischen Sentenz „Der Sabbat ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Sabbat.“ Das Christentum, für das ich mich einsetze, soll eine Lebenshilfe und eine Befreiung für die Menschen sein, eine Religion die angstfrei gelebt werden darf und aus der Erfahrung von Gnade heraus.
4. Abgrenzung ist eine wichtige Aufgabe – aber die Anforderung, auch als Privatperson existieren zu können, wird von der Bevölkerung gestützt und anerkannt. Es ist mehr eine Aufgabe, mit der ich selbst klarkommen muss, der Druck von aussen ist überschaubar. Abgrenzungsfragen kennen alle Menschen, und das Recht auf Abgrenzung wurde mir in meiner Gemeinde noch nie verweigert. Es ist auch der Gedanke wichtig, dass ich ein Mensch bin wie andere auch. Das wird verstanden. Work-Life-Balance gilt auch für Pfarrleute.
5. Eine gute Leitung fördert die Fähigkeiten und Kompetenzen aller. Ich glaube, dass es heute immer wichtiger wird, die Menschen in der Gemeinde im Blick auf ihre Begabungen und Interessen anzusprechen, wertzuschätzen und machen zu lassen, statt sie nur für vordefinierte Aufgaben gewinnen zu wollen. Das bedingt auch ein Loslassen eigener Vorstellungen. Für mich ist das Leitbild des Gärtners hilfreich: Ich arbeite in einem Garten, in dem vieles ohne mein Zutun gedeiht und auch ohne mein Zutun gepflanzt wurde. Meine Aufgabe ist es, den Garten zum Blühen zu bringen und seine Vielfalt zu fördern und zu erhalten. Eine Art ökologisches Verständnis des Gemeindelebens, fällt mir gerade selbst auf. Es beinhaltet die Idee, nur soviel zu kontrollieren wie unbedingt nötig. Mehr zu begleiten als direktiv zu steuern. Entfaltungs- und Wachstumsmöglichkeiten anderer zuzulassen und zu begrüssen. Führen in solchem Kontext ist eine Aufgabe, die viel Fingerspitzengefühl und Sorgfalt erfordert, viel Zuhören und Kommunikation auf Augenhöhe, einen bewussten und sehr sorgfältigen Umgang mit Macht (denn die gibt es).
„gott ist liebe.“ vor jahrzehnten sagte ich mir: nicht schlecht. da werden wir wohl etwas abbekommen, indem wir geliebt werden. in den achtzigern hörte ich dann in der vorlesung bei eberhard jüngel: „die vereinigung von vater, sohn und geist“, „die einheit von leben und tod zu gunsten des lebens.“ logisch, sagte ich mir, aber ein überhang von mann und sprachlich noch nicht ganz mein fall. später fand ich auf meiner suche nach der bedeutung der drei worte „alles in allem“ aus 1kor 15.28, worüber auch der genannte professor mich nicht aufklären konnte: die vereinigung von allem. wo bleibt da aber, fragte ich mich, die zweiheit von gott und schöpfung? nur eines, kam ich drauf, sich selbst ursprung. kann als ursprung einer menschlichen person verglichen werden, die etwas schafft, als entsprungenes ihrer schöpfung. die negativprobe in 13.9-12: unser erkennen ist unvollkommen. erst alles ist nicht mehr teil. aha! die 13 kann seit heute als glückszahl gefeiert werden, nicht nur wegen der gegenprobe und all dem andern, was noch in diesem kapitel steht, sondern insbesondere weil am 13., und zwar um 13 uhr doch noch eine im beitrag angesprochene person geantwortet hat. vielleicht können Sie, herr kuse, beurteilen, ob ich das oben ausgeführte recht sehe. jedenfalls wenn Sie mir zustimmen, würde ich urteilen durchaus als gnade beurteilen, was aber auch bei einem widerspruch nicht ausgeschlossen wäre. auch dann nicht, wenn jemand anderes sich dazu äussern würde. das dogma, der versuch zu sagen, wie es uns erscheint, kann ja durchaus für die menschen sein. für die kirche zb, für die ich durch das zuendegehen des schriftprinzips bis zu den drei worten „alles in allem“ die option des untergehens in einem umfassenderen sehe, als neugeborenes und – vielleicht auf einen anderen namen – wiedergetauftes auftauchen. und für unsere planetin: ist in allem alles, verbrauchen wir sie weniger. zum verurteilen, zu dem wir eben gerade aufgefordert wurden, habe ich auch gesagt, ich spüre keine berufung dazu, ich wolle verstehen. aber ich anerkenne, dass offiziell, was gegen kriegs- und völkerrecht verstösst, verurteilt werden soll. das kann durchaus gnade sein, die ja dann jedenfalls unterscheidet zwischen dem, was jemand getan hat, und der person selbst, was vermittelt durch sterben – während des lebens – als alternative zum töten und zerstören, frieden wäre. mit allen und allem. in der 3 sehe ich die aufgehende sonne: hoffnung. in der 33 verstärkt. (siehe datum kommentar und – ich versuche es gleich – antwort.
15. Oktober 2023 um 16:33
habe statt des antwort- das kommentarfeld erwischt – möchte aber den gelungenen versuch mit dem kopierten datum doch dokumentieren. zudem lese ich kurz nachher: 333 x gelesen. und noch der hinweis auf 1joh 3.1f mit der frage: was heisst „gleich“ im unterschied zu „ähnlich“ gen 1.26? meine antwort: die erleuchtung, die wir nachts sehen, etwas kleiner auch am tag und prinzipiell auch mit geschlossenen augen, sie selbst, nicht ihr bild, vervollständigt sich, indem sie uns erleuchtet.