
Für mich ist Gott grösser als alles, was ich denken kann. Gott ist Schöpfer:in und nicht in Begriffen fassbar, weder als Herrscher, Richter, Vater noch als reicher Gutsbesitzer oder Herr der Heerscharen. Das biblische Bilderverbot macht für mich Sinn. Gott kann nur Raum erhalten in flüchtigen Andeutungen und Anspielungen. Kein Begriff fasst das unfassbare Geheimnis. Kein Text oder Gebet garantiert einen Zugang zu Gott.
Ich frage mich, ob wir vom selben reden, wenn jemand mir vorwirft, ich trage mit meiner Arbeit dazu bei, „Gott zu eliminieren“.
Wer könnte schon Gott eliminieren, wenn Gott alles Lebendige ruft und willkommen heisst?
Ich frage mich, was für eine Berechtigung eine Gemeinschaft hat, die sich wortreich auf Gott beruft und dabei ausblendet, dass mindestens 30% der Menschen in unserem Land keiner Kirche mehr angehören und ein grosser Teil der Kirchensteuerzahlenden eher im Wald als in Kirchenbänken Gott ahnen oder spüren. Sind die alle gottlos? Und liesse Gott diese Menschen einfach links liegen für wenige Auserwählte?
Ich glaube und vertraue darauf, dass Gott das Leben liebt, Leben in jeder Form willkommen heisst und aus Freude daran reich beschenkt. Das ist eine Vorschussgabe, die wir mit vollen Händen weiterschenken dürfen.
Ich glaube und vertraue darauf, dass Gott das Leben wählt, Leben in jeder Form willkommen heisst und aus Freude daran reich beschenkt.
Dass dieses Geben unerschöpflich ist, hat Jesus eindrücklich bewiesen, der bis ans Kreuz von Herzen alles gegeben hat. Seine Gabe wirkt bis heute. Der Tod hat die Wirkung seiner Gabe nicht beendet.
Gott ist grössser als wir denken. Gott wirkt.
wie bei einem menschen: einerseits fassbar, indem frau*man weiss, woran man mit ihr*ihm ist, sie*ihn anfassen, an der hand fassen kann. andererseits unfassbar, indem man sie*ihn nicht in ein fass abfüllen, mit nachhause, in besitz nehmen und bedarf etwas von ihr*ihm herauslassen kann. was heissen würde, dass sie*er nicht mehr subjekt ist, sondern objekt, nicht mehr selbstständige person, sondern nichts anderes mehr als durch mich bedingtes ding. grösse kann, wie unendlichkeit, auch unheimlich werden. das wort „gross“ spricht aber von etwas, was mehr ist als raum und zeit, und damit auch reintegration des vorräumlichen und prätemporalen: nicht mehr und noch nicht beunruhigt und bedrängt durch raum und zeit. vielmehr – in raum und zeit – befreit.
dass in diesem kommentar zwei worte und ein * fehlen, zeigt, dass er in einer gewissen bedrängnis geschrieben wurde. „lass alles!“ sagte plotin und wurde so zu einem ahnvater der westlichen mystik. meister eckhart kommentiert aber dann: wenn etwas entwerden soll, muss zuerst etwas werden. das leben ist fassen, lassen, ferner jassen und vielleicht auch mal prassen – aber nicht hassen. das unfassbare macht sich fassbar. da müsste plotin gefragt werden, ob er diesen ball gefasst und weitergespielt hat. jesus jedenfalls sagt mt 19.12: „wer es fassen kann, fasse es!“ kinder haben war bei denen nicht gross geschrieben, weil sie jeden moment das ende erwarteten. das sollten wir nicht vergessen, wenn wir nächste woche acht milliarden werden und, soweit wir es voraussehen können, heute geborene die konsequenzen unseres prassens (im negativen sinne), nicht fassens, nicht lassens und hassens tragen werden müssen. dass das nicht kinderfeindlich ist oder eine geringschätzung der kinder, zeigt sich dann gleich in den folgenden versen. wir sind daran – dem auf den fersen – jemand oder etwas recht aufzufassen, bis wir von angesicht zu angesicht schauen, wieder unmittelbar wahrnehmen, wie es war – auch da wohl nicht ganz so vollkommen wie dann – , als wir als kinder waren.