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Gottes Dienst mit Pause

Foto: Gottes Dienst mit Pause

Neulich durfte ich in einer Kirchgemeinde eine Sonntagmorgenfeier gestalten.

Meine Bedingung war, dass ich etwas Neues ausprobieren darf und ausser ein Segen nichts Traditionelles vorkommen muss.

Da meldete sich eine Tauffamilie für diesen Sonntag an, und es wurde spannend. Wie feiere ich eine Taufe, so dass eine Familie, die wenig wert legt auf kirchliche Tradition eine Feier, die persönlich ist und gleichzeitig viele der Anwesenden anspricht oder gar verbindet?

Wo oder wie soll Gott wirken, wenn wir nicht einmal Pause machen und die Möglichkeit offen lassen, dass etwas Überraschendes passiert?

Wir machten es so:

  • Orgel
  • Einleitung zum Thema: Wo fühlen Menschen die Nähe von Gott und was bedeutet „Gottes Dienst“? (5′)
  • drei zeitgemässe Kirchenlieder – dazwischen überleitende Gedanken (je 1′)
  • kurze provokative Gedanken zur Frage: Wo oder wann fühlst du dich von Gott berührt? (2′)

PAUSE 10′ – alle dürfen machen, was sie wollen (ein paar Anregungen liegen schriftlich vor)

  • Orgel mit Einzug der Tauffamilie
  • Einleitung (3′)
  • Lied
  • Taufe
  • Vers – von der Tauffamilie ausgewählt
  • Stille
  • Lied
  • Segen
  • Orgel

Der längste Redeteil war am Anfang vor den drei Liedern.
In der Pause gingen einzelne ins Freie, andere schrieben oder zeichneten auf Zettel für die Pinwand, nochmals andere setzten sich in der Kirche mal woanders hin oder gingen zum Taufkind und seiner Familie. Viele haben mit jemandem gesprochen.

Im Teil nach dem Einzug der Tauffamilie wurde von verschiedenen Teilnehmenden als spürbar anders erlebt. Die Stimmung war familiärer, gelöster, herzlicher. Die Tauffamilie war Teil der versammelten Gemeinde.

Weil ich ausdrücklich Rückmeldungen wünschte, bekam ich eine Lektüreempfehlung, drei konstruktive Ideen für ein nächstes Mal und über zehn bestärkende Aussagen wie: „Ich hätte nicht gedacht, dass Kirche so Spass machen kann.“ – „Ich würde häufiger in die Kirche kommen, wenn es öfters so wäre.“ – „Wann machen wir das wieder?
Einzelne Stimmen hätten sich eine angeleitete Möglichkeit zur Vertiefung der Inputs gewünscht. Jemand vermisste das gemeinsam gesprochene Unser Vater.

Mir hat die Form Spass gemacht. Die verschiedenen Rückmeldungen sind für mich wertvoll und sehr anregend für ein nächstes Mal.

Theologische Frage: Wo oder wie soll Gott wirken, wenn wir nicht einmal Pause machen und die Möglichkeit offen lassen, dass etwas Überraschendes passiert?

Die Pause werde ich wieder einbauen.

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Verfasst von Simon Pfeiffer

Als ehemaliger Gemeindepfarrer auf der Fachstelle Pädagogisches Handeln, als miterziehender Vater in Teilzeitanstellung, als christlich geprägter Theologe mit Islamwissenschaftsstudium und Germanist mit Vorliebe für Mittelalter, Krimis und Fantasy lese und höre ich vielerlei. Gerne erprobe ich neues Wissen im Dialog. Und sehr gerne denke und spüre ich über Grenzen hinweg. Ich arbeite mit in der Arbeitsgruppe 1 "Inhalt und Botschaft".

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