
Das Chat GPT fasziniert und lädt ein zu einer Reihe Fragen. Auch auf dieser Seite waren schon künstlich generierte Texte zu lesen, sogar ein „Gebet“ des Sprachmodells.
Mit etwas Training könnte das Chat GPT Sätze formen, die wie Wort Gottes klingen, denen nicht anzusehen ist, von wo sie stammen. Damit würde das Konzept Wort Gottes ad absurdum geführt. Was wäre der Unterschied von echtem göttlichem Wort und falschem göttlichem Wort? Gibt es so etwas wie ungöttliche Worte oder göttliche Unworte?
Für uns Reformierte als Angehörige einer Schriftreligion mit starker Fokussierung auf das Wort wäre so etwas ein harter Schlag. Hart, aber hoffentlich heilsam.
Göttliches Wort hat wohl viel mehr zu tun mit Gefühl, mit Vertrauen, mit Überfluss, Vielfalt, Geliebtsein, als mit Worten und klaren Sätzen.
Wenn Gott so etwas wie Schöpfungskraft der ganzen Welt und des Lebens ist, wäre es ja geradezu absurd, wenn göttliche Äusserungen sich auf eine Sprache und darin auf eine beschränkte Zahl „richtiger“ Sätze festlegen würde. Sollten wir Gott dann etwas kleiner machen, damit Gott in unsere beschränkten Vorstellungen passt? Nein, dafür wäre ich nicht zu haben. Ich denke Gott lieber gross, ganz gross.
„Wort Gottes“ muss etwas anderes bedeuten, wenn wir nicht alles, was als göttliches Wort bezeichnet wird, auf den Müll der Geschichte werfen wollen. Vielleicht so etwas wie Sprachfähigkeit? Verstehensfähigkeit? Fähigkeit, etwas kreativ in Worte zu fassen, was noch nie da war und für die meisten (noch) nicht sichtbar ist?
Göttliches Wort hat eher zu tun mit Gefühl, mit Vertrauen, mit Überfluss, Vielfalt, Geliebtsein, als mit Worten und klaren Sätzen: Sich beschenkt fühlen. Sich verbunden fühlen. Sich verantwortlich fühlen.
Genau das kann das Chat GPT nicht liefern. Es können trügerische Sätze herauskommen, die erst auf den dritten Blick verraten, dass sie aus dem riesigen Vorrat an Fake-News und Hasstexten im Internet zusammengebaut sind.
Wer Gott begegnet, ist berührt, nicht aufgeklärt. Menschen, die vor langer Zeit Gott in ihrem Leben begegnet sind, haben versucht, das mit blumigen Worten oder Gesetzestexten festzuhalten und weiterzugeben. Und sind dabei weitgehend gescheitert. Die Bibel ist auch nicht mehr als ein Buch. Wenigstens, was Form und Inhalt betrifft.
Treten aber einzelne von uns in vertrauensvolle Beziehung mit lieb gewonnenen Teilen aus dem alten Buch oder mit künstlerischen Fortschreibungen daraus, wie Werken der Musik oder der bildenden Kunst, kann es sein, dass Gott auch im realen Leben nahe kommt.
Nicht in klaren Worten, nicht mit deutlicher Botschaft, aber persönlich berührend. Einladend zu gemeinsamem Schaffen zum Wohl aller. Nicht wortmächtig, aber einladend zu gemeinsamem Werk. Wer die Einladung, seine persönliche Kreativität zu entfalten, annimmt, wird nicht ein Werkzeug wie das Sprachmodell Chat GPT, sondern Mitwirkende:r an der sich erneuernden Vielfalt der göttlichen Schöpfung.
Göttliche Worte dafür muss aber jede:r selbst finden. Der poetischen Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
Die Wissenschaftsjournalistin Marie-José Kolly hat für die online Zeitung REPUBLIK einen lesenswerten Artikel zu Grenzen des Chat GPT verfasst.
Und hier geht es zum Gebet und den zehn Punkten für die Kirchenreform des Chat GPT.
berühmt geworden ist das wort aus der reformation (ich übersetze gleich): „evangelium praedicatur ubi et qando deo visum est.“ so habe ich es in erinnerung. wer die abfolge der worte und evtl -or statt -ur genau wissen will, suche selbst (und finde, wie ich, evtl nicht). eberhard jüngel ergänzte: et quo modo. so heisst es also (ich stelle die zeit- und raumangabe nach unserer logik um): das evangelium wird gepredigt wann, wo und wie es gott gefällt. entsprechend: offenbarung geschieht, wann, wo und wie sie will. grundlegender, als dass „wir eine schriftreligion sind“, sind wir eine offenbarungsreligion. ich sehe es gerade ungekehrt, als im beitrag dargestellt: „ein harter schlag“ wäre es, wenn wir so viel können und so viele bedingungen erfüllt sein müssten. . . den text empfinde ich als elitär. das sich selbst offenbarende wort, offenbart sich selbst – und wirft dabei unsere vorurteile über den hauffen – auch in letzter einsamkeit und gefühlskälte. von daher baut es dann wieder auf, wie wir es – vielleicht via chat gpt – über die festtage vernommen haben. im übrigen sind wir nach paulus durchaus „werkzeuge“. gemeint ist, dass wir mit christus verstorbene sind, die sich bewegen, die leben, weil sie bewegt und belebt werden – was dann die berechtigung dessen, was im beitrag gesagt wird, erweist, seinen inhalt aber doch zu gunsten der unverwöhnten relativiert. über das eingangs zitierte wort und das thema werkzeug würde ich vom chat gpt wohl mehr erfahren, benutze ihn aber nicht, weil er zu viel energie frisst. ob sie, er oder es – dass weiss er, wie ich annehme, selbst.
„verkündet“, wollte ich übersetzen, nicht „gepredigt“ (was nicht falsch ist). aufgefallen ist mir der verschreiber „ungekehrt“ (also doch nicht in jeder hinsicht „umgekehrt“). dass unbewusste bestätigt, bekräftigt die bewusste anerkennung der berechtigung dessen, was im beitrag gesagt wird. nachdem ich darüber geschlafen habe (redormation): es ist eine frage der „offenbarungskonstellation“, wie paul tillich, wohl in bewunderung für die „constellation“, das damals grösste grossraumflugzeug, sich nicht so sehr kongenial ausdrückte, das evangelium: leute, es gibt noch mehr als die kommunikation mit einer maschine, auch wenn diese von menschen und mehr gebaut und „gefüttert“ ist.