
Im Besitz der Wahrheit sein. Den Zugang zum Himmelreich haben. Den einzig wahren Glauben haben. Wunder wirken. Die ethischen Grundlagen für eine künftige Weltordnung in der Schublade haben. Von Gott mehr geliebt werden als andere. Die Macht haben, die Gestalt der Welt massgeblich zum Guten zu beeinflussen. Welche Verlockungen! Verführerische Gedanken!
Grosse Ideen ohne Einbindung in einen Dialog mit verschiedenen Andersdenkenden riskieren mich in Ketten zu legen. Sie verblenden mich und lähmen mein kritisches Denken, das stete Überprüfen, ob Gedanke und Wirklichkeit noch in einem guten Verhältnis miteinander sind. Wenn sich das Ideal vom Boden der Realität endgültig verabschiedet hat, werde ich sein Sklave. Ich renne ihm hinterher, um in Zukunft einmal dabei sein zu dürfen, wenn es dann so kommt, wie ich es gerne denke. Oder ich versetze es gar in eine andere Welt.
Dabei verliere ich noch mehr den Boden unter meinen Füssen und die Nähe zu Menschen und Lebendigem um mich herum. Was die Umsetzung meiner grossen Idee verhindert, stufe ich als feindlich ein. Ich werde zum Einzelkämpfer, bestenfalls zum Mitverschworenen einer kleinen Truppe.
Vieles mache ich, weil ein Gefühl mir sagt: „Du musst!“
Vieles mache ich, weil ein Gefühl mir sagt: „Du musst!“ Zweifel, Gefühlsregungen, kritische Fragen von Freunden muss ich ausblenden.
Jesus hat sich gemäss Matthäus und Lukas in der Wüste verführerischen Gedanken ausgesetzt. Er hat darin den Satan erkannt und zum Teufel gejagt.
Nach der Wüste haben Menschen bei ihm bedingungslose Gegenwart erlebt.