Verfasst von Hans Haldemann, Synodaler Kirchgemeinde Birr
In der Kirchenordnung der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Aargau steht in der Präambel, §0: «1aDas ist der tragende Grund unserer Kirche: Die allumfassende Liebe Gottes, wie sie sich in Jesus Christus offenbart.»
Warum wird Gottes Liebe so in den Vordergrund gestellt? Und was bedeutet es zu sagen, wie sie sich in Jesus Christus offenbart? Es tönt, als wenn man sagen würde ‹wie sie sich zum Beispiel in Jesus Christus offenbart›. Wir werden von Gott geliebt. Und Jesus Christus auch. So gesehen ist nun Jesus Christus einer von Vielen und wirkt als Beispiel. Die Liebe Gottes fliesst nicht mehr wegen Jesus Christus, sondern direkt zu uns Menschen. Man könnte Jesus Christus auch weglassen. Eine Kirche die eine christliche sein will, sollte aber unabdingbar herausstreichen, dass es ohne Jesus Christus nicht geht und uns ohne Jesus Christus nichts gelingt, was uns gelingen soll. Dies, weil Gott es so gewollt hat. Schaut man nun auf Jesus Christus, so verdeckt er uns die Sicht auf Gott, aber nicht wirklich, da er und Gott eins sind. Die Bibel redet von Jesus Christus, zeigt uns, was er gemacht hat und was er sich von uns wünscht und fordert. Mag sein, dass uns nicht alles passt und wir die liebe Not mit biblischen Aussagen haben. So soll man im Gebet vor Gott, also gleichzeitig vor Jesus Christus, treten und ihm die Not schildern. Man wird Antwort bekommen und Lösung finden. Persönlich würde ich den Schwerpunkt legen auf das, was als direktes Reden von Jesus Christus bezeugt ist (Evangelien) und Spielraum lassen, was von seinen Jüngern und weiteren Menschen stammt (Apg., Briefe).
Exkurs: Bleibt Jesus Christus als Beispiel neben uns stehen, so hiesse das auch, dass wir unter Umständen selbst ans Kreuz gehen müssten. Er ist ja das Beispiel. Ob Gott unseren Kreuzgang, der ja niemals von ihm gefordert ist, akzeptieren würde, ist nicht anzunehmen. Zwar haben wir auch ein Kreuz zu tragen, aber nicht jenes, das die Versöhnung Gottes mit der Welt bedeutet. Es ist also für uns Menschen einfacher und ich würde sagen, überhaupt erst möglich, wenn Jesus Christus uns erlöst und wir nur über ihn Zugang zu Gott haben, als wenn wir direkt mit Gott ‹verhandeln› müssten. Und dass Gott in seiner allumfassenden Liebe alles umfasst und keine Grenzen setzt, mag ich ebenfalls bezweifeln. Es käme schlecht raus.
Die Präambel geht weiter: «1b Und der Glaube an den dreieinigen Gott. Der tragende Grund der Evangelisch-Reformierten Landeskirche des Kantons Aargau.»
Warum dasselbe nochmals?
«2a Unsere Kirche ging aus der Reformation hervor und erneuert sich stets aus der Bibel im Dialog.»
Dies ist eine schwammige Formulierung. Im Dialog mit wem? Im Wort Dialog steckt Dialektik. Man leitet daraus ab, was einem gefällt. In einen Dialog kann man mit einem persönlichen Gott treten, nicht mit einem Buch.
«2b Sie lebt und verkündet die Kraft des Evangeliums, eine Kraft, die befreit. Ihr Beten und Handeln richtet sie nach der Gegenwart Gottes aus und lädt ein zum Feiern und Lernen. 3 Als Teil der weltweiten christlichen Kirche bezeugt sie ihren Glauben an Jesus Christus in Verkündigung, Seelsorge und Diakonie. 4 Unsere Landeskirche nimmt die Fragen und Anliegen des Menschen auf und begleitet bei der Suche nach Sinn und Orientierung im Leben und im Sterben. Sie ermutigt den Menschen und bietet eine Heimat. Sie fördert Gaben und Begabungen ihrer Mitglieder und organisiert sich partnerschaftlich. 5 Selbstbewusst im Vertrauen auf den Heiligen Geist steht sie im Dialog mit Politik und Kultur, mit Wirtschaft und Wissenschaft, Kirchen und Religionen. Gemeinsam mit dem guten Willen aller, setzt sie sich ein für das Wunder der Schöpfung, für Gerechtigkeit und Frieden.»
Übrigens: Die Verfassung der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn hat in Präambel und Artikel 1 eine klare christliche Grundlage. Warum die Aargauer nicht?
Verfasst von Hans Haldemann, Synodaler Kirchgemeinde Birr
Danke für diese klaren Worte!
refbejuso sagte früher mal: selber denken im dialog mit der schrift. dieser dialog wiederum im dialog mit andern. auffahrt: jesus verlässt seinen begrenzten kontext und tritt in einen internationalen und universalen dialog, hinter dessen resultat er einen schritt zurücktritt. der dialog bleibt nicht unbestimmt. er hat zu einer bestimmten zeit an einem bestimmten ort ein resultat, in dem alles mit allem vereinigt ist. (1kor 13.9-12, 15.28)