
In Zeiten des Umbruchs redet man auch von der Notwendigkeit, Altes loszulassen, damit Neues Platz bekommt.
Wahrscheinlich haben wir die Wahl zwischen zwei Dingen. Entweder halten wir all die liebgewordenen alten Schätze fest und schrumpfen als Gemeinschaft bis zum Tod der letzten paar Mitglieder.
Oder wir lassen los, was wir nicht mehr mit Leben füllen können: Predigtgottesdienste jeden Sonntag, traditionelle Kirchengesänge, teure, kaum heizbare Kirchengebäude, veraltete theologische Begriffe, den inneren Drang, für Gott kämpfen zu müssen, und vielleicht sogar vermeintliche Schlüsselbegriffe wie „Kirche“, „christlich“ oder „Gott“.
Das macht sicher Angst. Woran halten wir uns dann? Wer sind wir dann noch? Ohne Sonntagsgottesdienst, Kirchenglocken, Orgelspiel, Unservater und den Auftrag, aller Welt die frohe Botschaft zu bringen? Ist schrumpfende Kirche hinter Mauern noch „Kirche“? Darf sich eine Gemeinschaft „christlich“ nennen, die sich nicht wie Jesus jedem Menschen bedingnungslos zuwendet? Sind wir tatsächlich berufen, von „Gott“ zu erzählen, wenn wir nicht wahrnehmen, wie ein feiner göttlicher Hauch durch die ganze Welt zieht? Was bleibt, wenn wir alles loslassen?
Der Mann aus Nazaret hat ein Wort geprägt vom Korn, das in die Erde fällt und stirbt.
Ich habe schon erlebt, dass mir Verstorbene nach dem Tod auf überraschende Weise nahe waren, auch für längere Zeit und wiederholt. Der Mann aus Nazaret hat ein Wort geprägt vom Korn, das in die Erde fällt und stirbt. Der Kern entfaltet sich. Vielleicht erleben wir Ähnliches, wenn wir endlich loslassen.