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„Mitreden!“ in Unterentfelden

Diskussionsgruppe beim "Mitreden!"-Anlass in der Bauschule Unterentfelden am 11.01.2023
Diskussionsgruppe beim "Mitreden!"-Anlass in der Bauschule Unterentfelden am 11.01.2023

Kirchenreform bedeutet Umbau und Neubau. Daher wurde die Bauschule Unterentfelden als Ort für die erste grosse Diskussionsrunde gewählt. Etwa 100 Personen trafen sich am 11.01.2023, um an 14 Tischen die Thesen der sieben Arbeitsgruppen zu diskutieren und zu kommentieren. Die Resultate werden jetzt zusammengefasst und dann hier im Blog veröffentlicht.

Waren auch Sie dabei? Haben Sie Ergänzungnen zu den Thesen? Feedback zur Veranstaltung? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!

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Verfasst von Claudia Daniel-Siebenmann

Ich bin Deutsche und Schweizerin, Lutherisch und Reformiert, berufstätig und Mutter, promovierte Naturwissenschaftlerin, Kommunikationsfachfrau und Theologin. Vor allem aber bin ich unterwegs, «denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir.» (Hebr. 13,14) Ich arbeite in der Arbeitsgruppe 6 «Digitalisierung» der Kirchenreform 26/30 mit und bin Leiterin Kommunikation der Reformierten Landeskirche Aargau.

2 Kommentare

  1. Ein sehr gut organisierter Anlass. Wobei im Rückblick das Schreiben auf die Tischtücher vermutlich nachhaltiger ist, als das Diskutieren, da das Aufgeschriebene ausgewertet wird und nicht das Diskutierte.
    Ein grosses Thema fehlt mir in der Kirchenreform, die ja vor allem wegen den Sorgen um das liebe Geld angestossen wurde. Das sind die Lohnkosten. Ich schlage vor, dass zukünftige Pfarrpersonen am TDS ausgebildet werden. Ohne Universitätsabschluss. Dadurch könnte das Lohnniveau massiv gesenkt werden.

    • Raffael Sommerhalder 9. Februar 2023 um 19:30 Antworten

      Danke, Gerold Gloor, dass Sie ein wichtiges Thema ansprechen. Über Löhne und Ausbildungsfragen wird bereits diskutiert und wird weiterhin diskutiert werden. Allerdings finde ich Ihren Vorschlag auf mehreren Ebenen weder tauglich noch umsetzbar:

      1. Meines Erachtens sollten die Frage nach den Lohnkosten und die Frage nach der Pfarrerausbildung generell separat behandelt werden. Sie hängen zwar teilweise zusammen, sind aber im sachlichen Kern nicht abhängig voneinander.

      2. Ausbildungsfragen können nicht Teil der Kirchenreform 26/30 sein. Denn in dieser können nur Themen diskutiert werden, die in der Kompetenz der reformierten Landeskirche Aargau liegen. Das ist betreffend Aus- und Weiterbildung von Pfarrerinnen und Pfarrern nicht der Fall. Dafür ist das interkantonale Konkordat zuständig, dem die Aargauer Landeskirche beigetreten ist. Sie könnten jetzt einwenden, dass man aus diesem austreten könnte. Dem würde ich entgegenhalten, dass damit Ihr Ziel einer Kostenreduktion bestimmt nicht erreicht würde. Im Gegenteil, dann müsste die Aargauer Landeskirche Aus- und Weiterbildungskurse, die momentan vom Konkordat organisiert und durch den Konkordatsbeitrag aller Mitgliedskirchen finanziert werden, vollumfänglich selbst organisieren und auch bezahlen. Das würde teuer.

      3. Das Theologisch-Diakonische Seminar in Aarau bietet momentan Lehrgänge an, die zum Sozialdiakonat und zur Katechetik befähigen. Einen Lehrgang für das Pfarramt gibt es nicht. Dieser müsste in langer Arbeit entwickelt und die betreffenden Dozentinnen und Dozenten müssten eingestellt werden. Auch das ist nicht gratis. Dafür müssten wohl die Landeskirche und die Studentinnen und Studenten mit ihren Studiengebühren aufkommen und das wäre gegenüber der heutigen Lösung unattraktiv. Denn die Universitäten sind staatliche Organisationen, die ihre Mittel aus staatlichen Steuergeldern und Forschungsstiftungen (oder anderen forschungsaffinen Organisationen) beziehen. Zusätzlichen kommen die Einnahmen aus den Studiengebühren hinzu. Diese betragen in der Schweiz um ca. 1600 CHF pro Jahr herum. Ein Studium am TDS kostet die Studentinnen und Studenten jetzt schon 5000 CHF pro Jahr und wäre mit Ihrem Vorschlag bestimmt nicht günstiger.

      4. Das TDS ist als Höhere Fachschule für Gemeindeanimation akkreditiert. Die tertiäre Ausbildung in der Schweiz kennt drei Niveaus: die Höhere Fachschule (HF), die Fachhochschule (FH) und die Universität (Uni/ETH). Die HF hat die niedrigsten Eintrittsvoraussetzungen, bietet aber den kleinsten Output an materialem Wissen und an Reflexionskompetenzen. Die FH ist in der Mitte und die Uni verlangt die höchste Eintrittsvoraussetzung (Matura), bietet aber dafür ein breites Fachwissen und differenzierte Reflexionskompetenzen im studierten Fachbereich. Was Sie, Herr Gloor, vorschlagen, ist ein Wechsel vom höchsten Bildungsniveau ins niedrigste. Das halte ich in einer Welt, die immer komplexer, differenzierter und fragmentierter wird, für den komplett falschen Weg. In einem heutigen Gottesdienst sitzen mitunter Menschen, die in völlig verschiedenen Welten und einen völlig diversen Frömmigkeitsstil leben. Um alle abzuholen, müssen Sie heute Kenntnisse und Fähigkeiten mitbringen, die umfassend und profund genug sind, um dieser Komplexität gerecht zu werden. Das kann das TDS als HF nicht leisten und muss es in seiner heutigen Konstitution auch nicht. Für die Katechetik und die Sozialdiakonie ist dieses Bildungsangebot völlig ausreichend und wunderbar. Für ein Pfarramt in einer Landeskirche reichen die Strukturen und Ressourcen des TDS jedoch nicht.

      5. Ihr Vorschlag scheitert auch an der personellen Situation resp. dem kirchlichen Stellenmarkt, zu dem auch andere Landeskirchen gehören. Die Landeskirche Aargau stellt momentan nicht genügend Nachwuchs zur Verfügung, um alle ihre Pfarrstellen zu besetzen. Sie ist darauf angewiesen, dass Pfarrerinnen und Pfarrer aus anderen Landeskirchen zuwandern. Diese Landeskirchen werden von Pfarrerinnen und Pfarrern nach wie vor einen Universitätsabschluss verlangen (zumindest gibt es bisher in keiner Landeskirche ernsthafte Pläne, dies zu ändern). Was machen Sie dann mit diesen Leuten? Wollen Sie ihnen auch den massiv reduzierten Lohn bezahlen? Zu diesen Bedingungen werden diese Leute sicher nicht in den Aargau kommen und sich in anderen Landeskirchen bewerben, die ebenfalls zu wenig Personal haben (und das sind praktisch alle). Und was machen Sie mit den Pfarrerinnen und Pfarrern mit Universitätsabschluss, die bereits im Aargau arbeiten? Wenn Sie bei ihnen eine massive Lohnreduktion vollziehen, wird es sicher eine Abwanderung geben, womit sich das Personalproblem verschärft.

      Sie sehen also, dass Ihr Vorschlag keine ernsthafte Verbesserung bringt. Im Gegenteil, er schafft höhere Ausbildungskosten für die Landeskirche und die Studentinnen und Studenten, senkt das Bildungsniveau der Pfarrerinnen und Pfarrer massiv, verlangt von Ihnen aber dieselbe Arbeit und das zu einem dezimierten Lohn, sodass kein Personal mehr von aussen in die Aargauer Landeskirche kommen wird.

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