
In Zeiten wie diesen kann es für Menschen beruhigend wirken, zu wissen, wer unter all denen, die um die Weltherrschaft kämpfen, der Chef ist. Wem ist zu gehorchen? Wer ist auch ganz sicher nicht auf der Verliererseite?
Diese Frage hat schon den Menschenfresser oder Riesen Offerus umgetrieben, der als Christophoros zu einem prominenten Heiligen wurde.
Allein Gott ist Herr. Oder Herrin. Oder Herr:in.
Aktuell gibt es diverse Anwärter auf den Titel „mächtigster Herrscher“. Bei keinem davon würde ich die Hand ins Feuer legen, dass er nicht morgen schon von anderen gefressen, entmachtet und vergessen wird. Und sämtlichen aufstrebenden Herrenfiguren ist leider zuzutrauen, dass sie der Aufstieg auch zu solchen Gestalten werden lässt.
Allein G*tt ist Herr. Oder Herrin. Oder Herr:in.
Diese Aussage ist gleichzeitig eminent wichtig und absurd.
Wichtig, weil nur Gott Macht haben darf und so etwas wie Gehorsam verdient. Weil kein Mensch soviel Macht haben sollte. Weil menschengemachten Dinge wie Wohlstand, Erfolg, Leistung die Menschen allzu leicht beherrschen und verblenden. Keine irdische Macht verdient, dass Menschen ihr gehorchen, sich ihr unterwerfen. Auch keine religiöse Tradition.
Absurd, weil G*tt nur persönlich erfahren werden kann. Und für persönliche G*tt-Begegnungen gibt es kaum Beweise. Sie sind und bleiben persönlich. Sobald daraus eine Geschichte, ein Glaubenssatz oder ein Gebot für andere gemacht wird, haben wir etwas Menschengemachtes, was keinen Gehorsam verdient. Persönliche G*tt-Begegnungen können nur in persönliches Handeln zugunsten anderer umgesetzt werden.
Überprüfen kann das niemand. Wir sind da auf gegenseitiges Vertrauen, auf Glauben an die Verantwortung jedes einzelnen angewiesen.
Eigentlich das Gegenteil von Herr-schaft. Gemein-schaft.
Das geht nur, wenn wir bereit sind, anderen zuzuhören und uns von ihnen inspirieren zu lassen. Die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen ist dafür grundlegend.