
Diese Woche bin ich gleich zweimal zu einem Iftar, einem Fastenbrechen, einem üppigen Essen nach Sonnenuntergang mit einleitendem Gebetsruf, einer Dattel, Speis und Trank und vielen Gesprächen eingeladen. Etwa in Österreich sind solche Einladungen, gerade auch an Nichtmuslime, schon lange üblich. Und wenn nicht Einladungen ausgesprochen werden, so kommt es nicht selten vor, dass fastende Muslimas aus ihrer Küche alleinstehende Nachbarn beglücken. Die Freude übers Essen wird geteilt. Das Essen wird geteilt.
Für die Teilnahme an einem Iftar oder den Genuss eines geschenkten Essens gibt es keine religiösen Bedingungen. Teilen oder Gastfreundschaft üben ist ein Akt, der der religiösen Haltung der Einladenden oder Kochenden entspringt. Das gemeinsame Essen wird aber von allen Beteiligten je verschieden erlebt. Allenfalls spricht jemand von den Gästen Dank in Form eines Grusswortes aus. Oder die Gastgebenden stellen ihre Gemeinschaft vor. Mehr an Worten braucht es nicht. Ein gemeinsames Glaubenbekenntnis erwartet niemand.
In unseren Kirchen sind Gemeinschaft und religiöser Rahmen stärker gekoppelt. Und vieles gibt es nur für eingeschriebene und Steuern zahlende Mitglieder.
Für die Teilnahme an einem Iftar oder den Genuss eines geschenkten Essens gibt es keine religiösen Bedingungen.
Wäre es nicht möglich, einfach Gastfreundschaft zu leben? Alle einzuladen zu feinem Essen und zu Gesellschaft, vielleicht Musik? Gemeinschaft zu pflegen ohne Predigten, die meistens den Finger auf einen wunden Punkt legen und mit einem Handlungsappell enden?
Wäre nicht Gemeinschaft und Gespräche mehr, als wir gegenwärtig in unseren Kirchen an Leben haben?