Verfasst von Katrin Morf, Klingnau
Mit Interesse habe ich das Bettagsmandat, welches in diesem Jahr von den Landeskirchen verfasst wurde, gelesen und war ziemlich konsterniert. Sicher ist es richtig und wichtig, sich Gedanken zu machen, welche Berechtigung und Bedeutung dieser Feiertag heute noch haben könnte. Auch darauf aufmerksam zu machen, dass unser Wertesystem auf der christlich-abendländischen Kultur basiert, ist wichtig. Wer diesen Text verfasst hat, kommt zum Schluss, dieser Tag diene «primär dem Innehalten, dem Nachdenken.» Doch nebst diesen Aspekten fehlen mir Dank, Busse und Gebet.
Dank – nicht nur, dass es uns in unserem Land materiell gut geht, sondern v.a. auch für unsere Freiheit – z.B., dass wir nicht zu den über 360 Millionen (!) Christinnen und Christen gehören, die wegen ihres Glaubens verfolgt, inhaftiert, gefoltert, ermordet werden.
Busse – heute ein unbeliebtes Wort. Innehalten und Nachdenken darüber, was falsch gelaufen ist, uns bei Gott und betroffenen Mitmenschen entschuldigen, suchen, wie wir die richtige Abzweigung noch erwischen können, z.B. in unserem Umgang mit der Schöpfung oder mit vulnerablen, schutzbedürftigen Menschen (die Bibel erwähnt Witwen, Waisen und Fremde jeweils in einem Satz, während wir da grosse Unterschiede machen).
Gebet – wenn nicht einmal mehr die Kirche nicht einmal am Bettag dazu aufruft, als Christinnen und Christen den Gott der Bibel, Jesus Christus, anzubeten, unsere Freuden, Sorgen und Anliegen Ihm im Gebet darzulegen – wäre es da nicht ehrlicher, diesen Tag umzubenennen, etwa in Solidaritätstag?
Verfasst von Katrin Morf, Klingnau
das gebet ist für den aufruf eine erscheinungsform des innehaltens und nachdenkens. das kann man in frage stellen. der text gibt aber eine begründung: den bettag zusammen mit den andern religionen und den konfessionslosen begehen. mit paulus könnte man sagen: „damit gott sei alles in allem“ und nicht die „christinnen und christen, der gott der bibel, jesus christus“ dominant in den vordergrund gestellt werden. der dominus, der herr, ist jesus christus, der sich der vereinigung von allem in ihrem werden und sein „unterwirft“. ihn „anzubeten, unsere freuden, sorgen und anliegen ihm im gebet darzulegen“ hätte prinzipiell als teil des gesamtverständnisses des gebets in den text aufgenommen werden können. die frage, ob und wieweit man die angesprochenen als kinder gottes verstehen will oder als das, was sie sein werden und in gewisser weise bereits sind: „als ich ein mann ward, tat ich ab, was des kindes war.“ die umbenennung von „bettag“ in „solidaritätstag“ würde gefahr laufen, die frage „was sollen wir tun?“ zu sehr in den vordergrund zu rücken ohne die frage, was uns ermöglicht herauszufinden, was wir tun sollen und es auch zu tun. (1kor 13.9-12, 15.28, 1joh 3.2, joh 4.16, 16.12f, 1kor 13.13)