
Wir Menschen sind soziale Konstrukte und werden entscheidend geprägt dadurch, wie andere uns sehen, was sie von uns erwarten und uns zutrauen. Eigentlich sind wir gebündelte Beziehungen und abhängig davon, wie es Menschen um uns herum ergeht.
Wie ist das mit Gott? Kürzlich las ich, Gott sei ein imaginärer Freund. Das ist wohl so, wenn ich mir als einzelner Mensch Gott ausdenke und niemand sonst. Doch mit Gott sind wir alle verwoben. Die Vorstellungen zu Gott und die sprachlichen Bilder, die geläufigen und die unerhörten, entspringen der Fantasie und der Kreativität vieler verschiedener Menschen. Wir fassen Gott in unsere Bilder, weil wir dafür keine anderen Gefässe haben.
Kürzlich las ich, Gott sei ein imaginärer Freund.
Die Erfahrungen dahinter sind unschätzbar: Unverdient willkommen geheissen werden, persönlich gefordert sein, sich getragen fühlen, in schwersten Schicksalsschlägen allein und doch nicht im Stich gelassen sein, befreit zu neuer Blüte finden und viele mehr. Die Bibel und andere «heilige Schriften» fassen nur einen Teil davon. Vieles fand Eingang in Poesie, Musik, Kalligraphie und bildende Kunst.
Mich schmerzt es, wenn unsichere Menschen sich an einzelnen Wörtern, Vorstellungen und Bildern festkrallen. Gott ist viel mehr als ein Wort. Direkte Zugänge zu Gott werden durch fixe Vorstellungen verstellt. Zugang zu Gott finden wir, wenn wir eigene Bilder loslassen und uns öffnen. Wenn wir hergebrachte Vorstellungen hinterfragen und Mauern aus Wörtern durchbrechen.
Gott mag eine Wolke von fantasievollen Ein-Bildungen unüberschaubar vieler Menschen sein, ein soziales Konstrukt der Menschheit. Die Erfahrungen hinter Worten, Bildern und Klängen sind mehr als Luft. Sie sind es, was uns miteinander und mit dem Leben verbindet. Was uns ruft, uns aufzurichten und die nächsten Schritte zu wagen.
Lassen Sie uns über Erfahrungen reden! Und lassen Sie uns Lehrreiches und Berührendes mit anderen teilen.