
Wer abseits von künstlichen Lichtquellen an den Nachthimmel blickt,
wer einen Löffel Erdboden unter dem Mikroskop betrachtet,
wer nachts in einen Wald liegt
oder schon nur mit dem Liegestuhl zwischen ein paar Sträucher im Garten, kommt ins Staunen, was da alles leuchtet, sich bewegt, Geräusche macht.
Innehalten, sich beeindrucken lassen, Freude haben daran – das ist Staunen.
Staunen haben viele Erwachsene etwas verlernt oder vergessen. Bei Kindern ist Staunen viel verbreiteter anzutreffen. Unvergessen, wie zwei Kindergartenkinder bei Regen über eine Stunde zu spät bei der Kindergärtnerin erschienen – sie haben so viele Schnecken beobachtet.
Manchmal treffe ich Erwachene, die ihr eigenes Staunen wieder entdeckt haben. Ein Kollege schläft regelmässig im Wald. Eine andere liebt das offene Dachfenster über ihrem Bett. Und jemand sammelt sämtliche verfügbaren Informationen über das, was im Boden unter seinen Füssen lebt, Fäden webt und Lebensgrundlage schafft. Oder wie verschiedene Materialien aus dem All sich auf der Erde zusammen gefunden haben, und die Welt bilden, worin wir leben.
Innehalten, sich beeindrucken lassen, Freude haben daran – das ist Staunen.
Vielleicht ist es etwas Ähnliches, wie es Elohim an jedem Schöpfungstag im Schöpfungslied Genesis 1 tut: Sehen und innewerden, dass es gut ist.
Worüber wir staunen, dazu tragen wir Sorge.
Wenn wir das Staunen wieder lernen wollen, können uns Kinder dabei helfen. Oder wir entdecken unser inneres Kind wieder und geben ihm Raum: Innehalten, sich beeindrucken lassen, Freude haben daran.