
Verfasst von Britta Schönberger
Die Kirchenentwicklung kann als ein Transformationsprozess bezeichnet und gestaltet werden. Das wäre naheliegend, da in der Bibel unzählige Geschichten genau dieser Prozessbeschreibung in den Handlungsschritten folgen. Der Analyse soll ein Beispiel folgen.
Der Transformationsprozess nach Klaus Otto Scharmer (2009)
Es werden drei Bewusstwerdungsschritte unterschieden, die sich an ihrer Grenze überschneiden. Sie lassen sich in sieben Phasen darstellen:
(1) I–III Zusammen spüren
(2) III–V Gemeinsame Inspiration erleben
(3) V–VII Zusammen kreieren
Das Durchschreiten von drei Räumen ermöglicht ein Wahrnehmen, Wertschätzen und Zurücklassen von gewohnten Handlungsmustern, Denkweisen und Emotionen, indem es sich auf die Weitung des gedanklichen und emotionalen Horizontes einlässt und über den Raum der Stille in die Gegenwart und das Selbsterleben führt. Erst danach können sich kreative Felder, die zukünftige Möglichkeiten offenbaren, konkreter werden lassen. Als Hypothese können wir formulieren, dass der Impuls zur Weiterentwicklung der Menschheit aus dem Heiligen Geist in den menschlichen Geist einströmt und dort neue Inhalte aufscheinen lässt, die es vorher noch niemals gab, die noch nie geschaut, gesagt oder gelebt wurden. Dieses Einströmen geschieht persönlich, so dass besonders empfängliche Personen zuerst diesen neuen Inhalt benennen. Natürlicherweise wehren sich alle anderen dagegen, die an den vereinbarten und gewohnten Inhalten festhalten wollen und die Unsicherheit ihres Verlustes fürchten. Der Inhalt selbst ist aber fordernd und drängt ins Leben, er will wirken und zur Wirklichkeit werden, er mündet bei Ablehnung in Symptome, da sich seine Energie nicht mehr stauen lässt und Formen des Erscheinens besetzen muss.
Der Symbolweg des konstruktiven Lebens wird zum Symptomweg destruktiver Ersatzvollzüge. Die Unterscheidung zwischen Symbol und Symptom fällt schwer, da es noch keine Erfahrungen für das Kommende gibt. Hier ist der Scheideweg, die Wegkreuzung, das Risiko zwischen Gelingen und Scheitern, Stimmigkeit und Verirrung, Sein und Schein, Freiheit und Zwang, Harmonie und Dissonanz, Ergebung und Widerstand, Weisheit und Wahnsinn, Gut und Böse, Gottesdienst und Teufelsanbetung, Leben und Tod …
Der Mensch entscheidet nicht über den Inhalt, das Was, des Kommenden, wohl aber über die Form, das Wie, seiner Erscheinung. Hier liegt die Freiheit und Würde des Menschen. Hier hat er die Wahl und die Entscheidungskompetenz, hier ist er gerufen und soll antworten. Die Verantwortung liegt also in dem Antworten auf den Besitzanspruch des Heiligen nach Wirklichkeitswerdung. Der hörende und empfangende Mensch kann Ja oder Nein sagen gegenüber diesem Anspruch, er kann aber nicht ausdenken oder bestimmen, was sein soll. Religiös gesprochen: Gott offenbart seinen Willen, der Glaubende erfüllt ihn frei und in Übereinstimmung. Der Ungläubige verweigert sich und versucht den Gotteswillen zu verhindern.
Dadurch öffnet sich nur ein Umgehungsweg, der vielleicht zunächst subtil unterläuft oder destruktiv überschwemmt, um sich dann doch Wirkungsraum zu verschaffen. Der Zwang des Symptoms besetzt die Zeit und sucht nach Erlösung hin zum Symbol. Es braucht den Erlöser, der den Ursprungsweg in sich und bei anderen wieder frei legt, um den Gotteswillen heilsam einströmen zu lassen und dem Leben sein Flussbett wiederzugeben.
Der Erlöser ist die Figur, die auftritt, wenn die prophetische Weisung oder Warnung missachtet wurde und die destruktive Katastrophe bereits eingebrochen ist und beginnt, Leben zu verschlingen. Die ersten Opfer sind schon zu beklagen, die Zerstörungsenergie ist immens, der Untergang droht, alle profanen Mittel sind erschöpft. Die Panik verstärkt die Desorientierung, das System droht zu kollabieren. Die intuitive Schau, die Intravision in den inhaltlichen Gotteswillen wird unter Zeitdruck heraufbeschworen. Doch bleibt dieser Raum trotz Not unverfügbar und jede Offenbarung geschieht nur aus der Freiheit des Heiligen in die Freiheit des Einzelnen hinein.
Der Erlöser kann also nur noch ein individuell sehr unabhängiger, freier, mutiger, starker, kompromissloser, offener, unbestechlicher, Visionär sein, dem sich die heiligen Räume außergewöhnlich intensiv zumuten und öffnen. Von dem Heiligen aus muss gleichzeitig eine Bereitschaft bestehen, die anstehenden Inhalte, aus dem unverfügbar Verborgenen in das aufnehmbar Offenbare sinken zu lassen.
Himmel und Erde müssen sich sozusagen in einem Menschen vollständig zusammenfinden. Göttliches mit Menschlichem so verschmelzen, dass das sich Offenbarende anschaulich wird, indem es an dem Leib des Trägers der Botschaft selbst haftet. Der Träger des Logos = des neuen Bildes, muss selbst Logos sein, um noch eingreifen zu können. Für alle schwächeren Übermittlungen ist es bereits zu spät.
- Der Erlöser ist also der Mensch, der sichtbar und nachvollziehbar Transformation lebt.
- Der Prophet ist der, der Transformation verkündet, da er eine intravisorische Schau empfangen hat.
- Der Priester ist der, der die vollzogene Transformation in Geschichten bewahrt und in Riten wiederholbar macht.
- Der König als zusätzlich notwendige Person ist demgegenüber der Mensch, der Transformation durchführt und anordnet, nachdem er die Worte des Propheten vernommen hat.
In unserem heutigen Kontext betrachtet
Kehren wir in die heutige Wirklichkeit zurück und übersetzen die religiöse Bildsprache zurück in unseren supervisorischen Kontext, ergeben sich folgende Schlussfolgerungen.
Jeder Mensch hat eine innere Information über sein Sein und seine zeitlichen Entwicklungen, sie ist in den Genen gespeichert. Diese Informationen steigen aus dem Empfinden in das Bewusstsein des Menschen und wollen aus der träumenden Option zur Wirklichkeit werden, wenn es soweit ist.
An Übergangsstellen zu einer neuen Entwicklung kann es zu Krisen kommen, die nach einem größeren Vertrauen und Wahrnehmen verlangen, damit das Kommende aufgenommen und angenommen werden kann.
Betrachtet man nun eine Organisation ebenfalls als ein lebendiges System, so liegt die Vermutung nahe, dass es auch in ihr inhärente Strukturen und zeitliche Entwicklungen gibt, die noch schlummernd sich irgendwann in eine Dynamik der Verwirklichung begeben. Wenn die Verwirklichung vollständig gelingt, ist das System lebensfähig. Wenn aber wesentliche Inhalte ausgelassen werden, bricht der Kontakt zur umgebenden Wirklichkeit genau an diesen Stellen ab. Das System besteht noch weiter, entwickelt sich aber zunehmend in eine Richtung, die in Distanz zur Wirklichkeit gerät. Je größer die Distanz wird, desto stärker entwickelt sich die Lösungsspannung, die in Störungen erlebbar wird und als Ahnung einer drohenden Krise im Empfinden des Systems, vielleicht bei einzelnen Mitarbeitern, auftaucht. Hier ist die Leitung gefordert, früh genug auf Irritationen und Störungen zu reagieren. Ein Frühwarnsystem im Bereich der internen Kommunikation wäre sehr hilfreich. Erste Umorientierungen könnten korrigierend greifen, ohne dass es zu einer massiven Krise kommen muss. Bei Nichterkennen, Verschweigen oder Leugnen droht die Eskalation. Eine Lösung muss dann unter immensem Zeitdruck gefunden werden oder es muss eine Neuausrichtung erfolgen. Eine Transformation steht an. Ein anderer Auslöser für eine Transformation ist eine unabsehbare, sprunghafte Entwicklung in der Umgebung, die plötzlich eine andere Produktionsweise ermöglicht oder vollständig veränderte Bedürfnisse hervorrufen. Auf diese außerordentlich anspruchsvolle Situation braucht es eine geeignete Antwort, auch hier können Transformationsprozesse dazu dienen, diese zu kreieren, da sie aus allen Ressourcen schöpfen und der Komplexität mit Multiperspektivität begegnen.
Diesen Prozess zu leiten ist zumeist eine Überforderung für die Führungskräfte. Die Führung, die bisher leitend und anordnend tätig war, kann sich nicht orientieren, da der Blick in die Zukunft nicht direkt möglich ist, besonders nicht, wenn man sonst sich auf die Analyse des Gegebenen zu verlassen gewohnt ist.
Hier ergibt sich nun der Anlass für eine Supervision. Der Supervisor ist der Prozesskundige, er ist eigentlich der Meister des Vollzugs von Übergängen zu einem umfassenderen Lebensbezug. Er ist verantwortlich, dass der Prozess vollständig und in geordnetem Ablauf geschehen kann, so dass alle Beteiligten folgen können, ohne innerlich oder äußerlich dissoziieren zu müssen. Er übersetzt neue Botschaften in gewohnte Sprachmuster und unbekannte Bilder in vertraute Wahrnehmungsweisen. Er ermutigt zum Durchschreiten und unterstützt das Verstehen. Er behält den Überblick über den Prozess und darf sich weder verwickeln noch einbeziehen lassen.
Nun ergibt sich folgende Schwierigkeit: Der Berater ist der Prozesskundige und braucht daher einen Überblick, um die Steuerung des Geschehens und die Begleitung der Menschen zu gewährleisten, er bleibt daher in einer inhaltlichen Distanz und kann somit keineswegs zur inhaltlichen Klärung, was geschehen soll, beitragen. Er kann auch das Durchsetzen kommender Entscheidungen nicht verantworten. Er verantwortet nur den Prozessablauf mit all den individuellen Herausforderungen, die sich ergeben, mit der Zeitplanung, die angemessen werden muss und dem Erarbeiten geeigneter Handlungsschritte, die sich stimmig ergeben sollten.
Die Führungskraft ist in den Prozess eingebunden und verzichtet während dieser Zeit auf die Kontrolle des Geschehens, da es ja genau darum geht, die gewohnten Routinen aufzugeben und sich auf noch unklare, erst wachsende Entwicklungen neu einzustellen. Die Führungskraft ist aufgrund ihrer Aufgaben und Personenstruktur aber zumeist ungeübt, vielleicht sogar verschlossen gegenüber der intuitiven Schau. Sie ist zwar notwendigerweise beteiligt, aber möglicherweise ungeeignet etwas zur inhaltlichen Klärung beizutragen. Selbst der Einbezug noch weiterer Führungskräfte oder Mitarbeiter garantiert noch nicht die Wahrnehmung auftauchender Inhalte. Eventuell sind auch sie ungeübt in dem Öffnen ihres Bewusstseins und kommen trotz langjähriger Mitarbeit zu keiner unterstützenden Bildaufnahme.
Hier liegt es an der persönlichen Kompetenz der Mitarbeiter, sich auf die Wirkungsfelder im Raum der Stille einzulassen. Unter Zeitdruck wäre es förderlich, einen Experten für die inhaltliche Schau einzubeziehen. Hier wäre der Einsatz des Intravisors anzuraten. Seine Aufgabe ist es, den Prozess innerlich zu begleiten, sich den Stufen des Einlassens anzuvertrauen und bei allen Schritten möglichst präsent zu sein, um mit den Führungskräften und Mitarbeitern den Weg zurückzulegen.
In der Hoffnung, dass er durch eine höhere Kompetenz der Bildaufnahme aus dem Unverfügbaren dort ergänzend mitteilen kann, wo der Prozess zwar gelingt, aber inhaltlich keine Wahrnehmung geschieht. Der Intravisor antwortet demgemäß als Experte auf die Sachfrage: Was soll geschehen?
Das Konzept für die Durchführung eines Transformationsprozesses würde dementsprechend die Besetzung von vier Hauptrollen erfordern:
- Der Berater verantwortet den Prozess der Transformation.
- Der Intravisor verantwortet die inhaltliche Klärung, soweit begreifbar.
- Die Führungskraft nimmt die Hinweise auf und verantwortet die Umsetzung in den realen Gegebenheiten.
- Die Mitarbeiter führen die geschaute und angeordnete Transformation durch.
Eventuell könnte der Supervisor im Anschluss die Sicherung der Ergebnisse und Integration der Erkenntnisse der Transformation begleiten.
Kritisch könnte man nun anmerken, dass es unserem modernen demokratischen Denken widerstrebt eine derartig hierarchisch strukturierte Vorgehensweise anzubahnen, wo doch wenige ein Handlungskonzept anstreben, dem dann viele einfach folgen müssen.
Gestützt wird das Vorgehen durch die Menschheitserfahrung, dass in Krisenzeiten durch die Existenznot ein erheblicher Zeitdruck entsteht, der langwierige Abstimmungs- und Findungsprozesse nicht mehr erlaubt und auch der Einbezug von Massen keine tieferen Einsichten garantiert, da es nur noch wenigen möglich ist, aus der Panik auszusteigen und sich vertrauensvoll dem Geschehen zu öffnen.
Die Wandlungen in der Menschheit wurden auch immer von Einzelnen vorgebahnt, und es dauerte lang, bis die anvisierten zukünftigen Bewusstseinsinhalte von dem Großteil der Gemeinschaft nachvollzogen und umgesetzt werden konnte.
Viele Menschen verloren auch den Anschluss und blieben zurück. Erst die folgenden Generationen waren in der Lage, den Zukunftsraum zu betreten.
Es geht auch nicht darum, zu tun, was die Führungskraft, oder der Supervisor, oder der Intravisor wollen, sondern eher, was notwendend für das System der Organisation selbst oder den Supervisanden ist. Also das, was sich schlüssig aus dem Sein der Organisation selbst ergeben will. Dabei ist dann die Führungskraft der erste Diener des Geschehens, ähnlich dem alten Bild des Königs, der auf persönliche Durchsetzung verzichtete, um dem Wohl des Volkes zu dienen.
Die folgende Tabelle soll die beschriebenen Kategorien zuordnen:
Führung | Beratung | Intravision | |
Ort | Erde | Berghöhe | Himmel |
Persona | König | Priester | Prophet |
Ebene | Bewusstsein | Bewusstwerdung | Unbewusste |
Aufgabe | Durchführer | Begleiter | Visionär |
Rolle | Leitung | Prozesskundige | Experte für Präsent-Sein |
Wirkung | Anweisung | Bildwiedergabe | Bildempfang |
Ich sehe bei der Betrachtung der Zusammenstellung dieser Aufgabenfelder im Bereich der Intravision Parallelen mit dem Weisheitskonzept, das in der neueren Forschung zur Ergänzung der rein digitalen Analysen hinzugezogen wird, um die komplexen Herausforderungen der Wirklichkeit verstehen zu können.
Die Verklärung Jesu (Matthäus 17,1–13)
Wir haben es hier mit einer Initiationgeschichte des Christentums zu tun. Das Potenzial, das in der Gotteskindschaft liegt, entfaltet seine Möglichkeit in majestätischem Glanz. Die ersten Zeugen werden involviert. In der Vorgeschichte hat Jesus sein Leiden, seinen Tod und die Auferstehung angekündigt. Auch hat er bereits Hinweise auf seine Nachfolge gegeben. Es gibt eine Vision des Kommenden.
Sechs Tage nach den Ankündigungen nimmt Jesus den Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes mit sich auf einen hohen Berg. Er hält inne im Verkünden und Heilen und begibt sich mit drei Jüngern auf den Berg. Auch hier erscheint der Berg als der höchste Punkt der Erde und der nächstmögliche Ort, bezogen auf den Himmel. Beim Aufsteigen er¬weitert sich auf natürliche Weise die Perspektive, und wir können davon ausgehen, dass sich auch das Empfinden verändert und sich im Loslassen der Alltagsverpflichtungen einem besonderen Erlebnis öffnet. Im Erreichen der Berghöhe sind die vier Männer auch seelisch in der dritten Phase des Transformationsprozesses angekommen. Jesus tritt vor ihren Augen in einen Zustand reiner Präsenz: und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. (Mt 17,2)
Jesus hat sich vollständig der Anwesenheit des Heiligen überlassen und es erfüllt ihn mit Lichtglanz bis zu seinen Kleidern. In diesem Zustand treten Moses und Elia zu ihnen und reden mit Jesus. Aber auch für die Jünger sind diese beiden sichtbar. Petrus sagt zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so wollen wir hier drei Hütten bauen, dir eine, Moses eine und Elia eine. (Mt 17,4). Hier zeigt sich die Versuchung der vierten Phase. Das Erleben ist so wunderbar und übermächtig, dass die Gefahr besteht, in ihr verharren zu wollen. Der betroffene Jesus erliegt ihr nicht, vielmehr seine Begleiter. Sie wollen Hütten bauen für ihn und seine Vorgänger, damit sie dort bleiben können im Licht des Himmels. In diese Phase hinein verdichtet sich das Heilige zu einer sichtbaren lichten Wolke und wird in seiner Botschaft sogar hörbar: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören! (Mt 17,5). Hier treten bereits die Ahnungen in einen kristallisierenden Zustand. Der Inhalt wir die Jünger zu Boden und sie erschrecken sehr. Nach dieser vierten Phase ist auch Jesus wieder handlungsfähig. Er tritt zu den Jüngern, rührt sie an und spricht: Steht auf und fürchtet euch nicht! (Mt 17,7)
Die Jünger waren wie in Verzauberung, als Jesus im Licht leuchtete = vierte Phase, hier wollten sie bleiben. Mit der Konkretion der Botschaft von der Gottessohnschaft. Jesu aber erschrecken sie heftig und gehen in eine Demutshaltung = Phase fünf. Der erlebte Inhalt aus der Folge der Präsenz kann so erschüttern, dass es eine Ermutigung braucht = Phase sechs, die von außen berührt und in eine Handlungsanweisung mündet. Der zu erprobende Auftrag lautet: den sollt ihr hören!
Obwohl die Gruppe sich gemeinsam auf dem Berg befindet, geschieht die Verklärung nur Jesus. Es ist vielleicht nicht jedem Teilnehmenden möglich, in den absoluten Zustand der Präsenz hineinzufinden. Vielleicht untersteht das Erleben auch nicht der eigenen Verfügung, sondern ist eher eine Art Erwählung durch das Heilige, das sich unterschiedlich intensiv zumutet. Jedenfalls konnten die Jünger als Beobachter in diesen Raum hineinblicken und sich in einen tranceartigen Zustand begeben. Die Furcht kam nach der Botschaft. Es kann hier aber von einer Art Ehrfurcht die Rede sein, die in ihrer Stärke überwältigte. Als die Jünger wieder aufblicken, sehen sie nur noch Jesus. Die Erscheinungen sind vorbei.
Im Heruntersteigen vom Berg und der Annäherung an die Wirklichkeit weist Jesus die Jünger an, die Erscheinung zu verschweigen, bis er auferstanden ist. Die Umsetzung der siebenten Phase soll noch aufgeschoben werden, bis weitere Ereignisse nach Deutungen verlangen. Die Verklärung ist somit eine Vorlage für die Auferstehung Jesu nach seinem Tod. Er trat in den Raum der Herrlichkeit, bevor er starb, und ließ die Jünger Anteil nehmen an dem, was ihm bereitet war. Die Aufforderung, sich nicht zu fürchten, kann später aktiviert werden, wenn die vordergründigen Geschehnisse in Panik versetzen müssten. So bereitet diese Transformation eine noch größere vor und beteiligt bereits Zeugen.
Jesus erklärt noch die Zusammenhänge zwischen Elia und Johannes dem Täufer und dessen Aufgabe als Vorgänger für ihn selbst. Hier sind wir bereits im Alltagsbefinden wieder eingetroffen. Sachliche Fragen und Zusammenhänge können nun begriffen werden und bereiten seelisch auf das Kommende vor. Durch diesen Prozess werden die Jünger auch zukunftsfähig für die Zeit der leiblichen Abwesenheit Jesu. Sie erhalten den Missionsbefehl (Mt 28,16–20) vom Auferstandenen. Hier gibt es die inhaltliche Klärung für die Aufforderung, auf den Sohn Gottes zu hören, mit den konkreten Handlungsanweisungen. Hier kommt Phase sieben des begonnenen Prozesses zum Tragen. Das Miterleben der Transformation des Menschensohnes zum Gottessohn könnte auch eine Vorbereitung des Petrus gewesen sein, die ihn im Transformationsprozess von einem Nachfolger zu einem Verleugner bis hin zu einem Felsen der frühen Gemeindebildung, der eigenständig die Umsetzung weiterführte, reifen ließ.
Jesus überträgt sein Erleben über die Jünger auf die ersten Christen. An ihm wird sichtbar, wozu Christen in der Lage sein werden. Ein ganz ähnliches Phänomen hat Ed Schein auch beschrieben: «Im Allgemeinen resultiert der Gehalt einer gegebenen Kultur aus der professionalen Kultur der Gründer und Führungskräfte der Gruppe oder Organisationen. Da die Mission oder Kernaufgabe einer Organisation darin besteht, Produkte oder Dienstleistungen zu schaffen, die ihr gesellschaftliches Umfeld will und braucht, spiegeln erfolgreiche Organisationen gewöhnlich eine Übereinstimmung wider zwischen der wesentlichen Technologie (…) und den professionalen Fähigkeiten der Gründer und Führungskräfte.» (Edgar Schein 2005)
Verfasst von Britta Schönberger
Aus dem Buch: Gerhard Fatzer / Britta Schönberger: Organisation und Inspiration, EHP Organisation, Ein neues Modell von Führung. ISBN 978-3-89797-070-0
und als sie vom berge hinabgingen, gebot ihnen jesus und sprach: ihr sollt von dieser erscheinung niemandem etwas sagen, bis der menschensohn von den toten auferstanden ist. (mt 17.9) die eigentliche transformation geschieht nicht durch ein nach oben, sondern durch ein nach unten: die verwandlung von tod in leben. bereits die beiden zellen, aus denen wir werden, werden von tod berührt, und wir werden dann immer mehr vom tötenden und zerstörenden tod bestimmt. einer ist gestorben, darum sind alle gestorben. (2kor 5.14) weil der tod mit ihnen gestorben und verwandelt ist, leben sie. der tod des todes ist „das licht, das aufleuchtet“. (4.4) tod und auferweckung, nämlich erleuchtung, bei jesus bereits während seines lebens. und bei den mit ihm während ihres lebens verstorbenen. analogien in andern religionen und in nicht-religionen. nicht „ein für allemal“, wie die damaligen in der naherwartung sagten. zerbrechlich, wie biochemische verbindungen es eben sind, aber relevant. wenn gesagt wird, wir hätten da die „entscheidungskompetenz“, sehe ich darin einen unvollkommenen teil eines unvollkommenen erkennens, dem paulus im selben vers 4.4 durch einen anderen teil widerspricht: „ihnen, die nicht glauben, hat der gott dieser weltzeit die gedanken verfinstert.“ alles aus allem. auch aus uns. grundlegender aber aus allem. das böse aus der summe aller einzelnen, nicht aber aus ihrer vereinigung. die 4 die zahl der ganzheit. (1kor 13.8ff) die transformation der durch krieg, klima und dann auch durch kirchenaustritte oder aber eben kirchenentwicklung charakterisierten welt und ihrer systeme durch unsere transformation: durch sterben als alternative zum töten und zerstören.