
Wie ein Muster zeichnen sich in der Kirche zwei Wege ab. Das Muster ist gegenwärtig quer durch unsere gesamte Kultur in fast allen Bereichen zu finden (Wirtschaft, Bildungswesen, Politik) und wird zum Teil von überlappenden Personengruppen gestützt.
Das eine strebt nach Verengung: Wenige Auserlesene sollen in Genuss einer exorbitanten Belohnung kommen. Der Weg dahin ist radikal und nicht gerade angenehm, aber in klaren Worten und Vorgaben festgeschrieben. Wer sich nicht anschliesst, ist selber schuld. Auf zu Schwache, auf Ungläubige oder nicht Linientreue kann keine Rücksicht genommen werden. Liebe oder Freiheit werden zwar als Worte verwendet, können aber nicht bedingungslos gelten, weil das halt einfach nicht geht. Wo kämen wir da hin, wenn alle …?
In so einem System ist das höchste Wesen übermächtig und männlich, aber gebunden an seine Versprechen und Pläne. Was nicht eindeutig ins Schema passt wie Transmenschen, Zwischentöne oder Widersprüche, wird ignoriert. Die Welt gilt als wertlos oder lebensfeindlich, solange sie nicht unterworfen ist.
Aussicht auf die grosse Belohnung gibt es durch eigene Anstrengung bis zur Selbstverleugnung, durch extreme Leistungsbereitschaft und Abtrennung von allem, was als zu weich und zu gefühlsduselig erscheint.
Das Muster ist gegenwärtig quer durch unsere gesamte Kultur in fast allen Bereichen zu finden.
Das andere Muster strebt nach Befreiung und umfassender Liebe: Niemand soll zurückgelassen werden, alle sind willkommen, für alle wird gesorgt. Begegnung auf Augenhöhe, Empathie, Verbindung, Dialog sind Teil des gemeinsamen Prozesses, der so komplex ist, dass niemand überschauen kann, wohin das führen wird. Verschiedene Standpunkte gelten da als Bereicherung und Gehorsam als verdächtig. Jedes Wesen sucht seinen eigenen Weg und hat seine eigene Aufgabe, ist aber auf wunderbare Weise mit allem verbunden.
Das Leben spielt im Jetzt, was danach sein wird, ist noch nicht wichtig. Verantwortung ist jetzt, nicht später. Mit einer Belohnung „danach“ wird kaum gerechnet. Sterben und Loslassen ist ein wichtiger Teil des gesamten Netzwerkes. So wird wieder Platz frei und verrottende Körper werden Nahrung für neue erstaunliche Lebensformen.
Die Welt als buntes, vielstimmiges und kostbares Ineinander verschiedenster Möglichkeiten und Prozesse gilt als Wunder, das Staunen auslöst.
Die beiden Wege scheinen aus aktueller Sicht unvereinbar. Der eine ist kurzfristig höchst effizient, zieht aber eine Spur der Zerstörung hinter sich her, der andere scheint mir vielversprechender und lebensfreundlicher, ist aber in der aktuellen Weltlage schwierig zu entdecken.
Welchen Weg nehmen wir?
den dritten, der die vorteile beider eben doch vereinigt und ihre nachteile nicht will. „der weg ist schmal. . .kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid.“